Corona-Folgen
Die Covid-19-Pandemie sei der größte Schock für das globale Energiesystem seit mehr als sieben Jahrzehnten, so der Ende April veröffentlichte „Global Energy Review“ der Internationalen Energieagentur. Anhand der Daten von gut hundert Tagen schätzt der Bericht ab, wie sich Energieverbrauch und Kohlendioxid-Emissionen im Laufe des restlichen Jahres 2020 voraussichtlich entwickeln werden.
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Trotz sinkender Emissionen nimmt das Kohlendioxid in der Atmosphäre zu
(Grafik: Umweltbundesamt u. a.)
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Die Projektionen beruhen auf der Annahme, dass die weltweiten Pandemie-Sperrmaßnahmen in den kommenden Monaten gelockert werden und die Wirtschaft sich allmählich erholt. In diesem Fall werde die Energienachfrage 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund sechs Prozent sinken – siebenmal stärker als nach der globalen Finanzkrise 2008. In absoluten Zahlen entspricht dies dem Wegbrechen des gesamten Energiebedarfs Indiens, des drittgrößten Energieverbrauchers der Welt.
Mit abnehmendem Kohle- und Ölverbrauch werden 2020 jedoch auch die energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen weltweit um fast acht Prozent sinken – der größte jemals beobachtete Rückgang. Zu erwarten sei jedoch ein Wiederanstieg, so die IEA, sobald sich die wirtschaftlichen Bedingungen verbessern.
Dass dieser „historische Schock für die gesamte Energiewelt“ das Klima nur kurzfristig beeinflussen werde, meint auch das Deutsche Klima-Konsortium. Die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre steige weiter, möglicherweise nur etwas langsamer. Dies zeigten die Messwerte des deutschen Umweltbundesamts: Im März kletterte die Kohlendioxid-Werte an der Messstation auf der Zugspitze zum ersten Mal auf fast 418 ppm (Teilchen pro Million Teilchen Luft) im Monatsdurchschnitt, fast drei ppm höher als im Vorjahresmonat. Auch für April liegen die Werte dort höher als im Vorjahr.
Ähnlich die älteste Kohlendioxid-Messstation Mauna Loa auf Hawaii: Sie meldet für April einen Durchschnittswert von 416,21 ppm und damit einen Anstieg von 2,88 ppm im Vergleich zu April 2019. Ein einzelnes Jahr mit Emissionsreduktionen habe keinen nachweisbaren Effekt auf die Klimaentwicklung, so das Deutsche Klima-Konsortium. Nur eine stetige Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes könne den Klimawandel bremsen.
imi