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Ausgabe 04/2019
Klima

Eisschmelze

Das Abschmelzen der Himalaya-Gletscher hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelt, berichten US-Forscher im Journal „Science Advances“. Für ihre Untersuchungen hatten sie unter anderem Daten von Spionage-Satelliten der vergangenen vierzig Jahre ausgewertet.


Die Arktis erwärmt sich schneller als die restliche Welt
(Foto: AWI, Mario Hoppmann)

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Josua Maurer von der Columbia-Universität in New York und seine Kollegen haben Satelliten-Bilder von 650 der größten Himalaya-Gletscher ausgewertet. Kombiniere man die Ergebnisse mit früheren Daten, dann seien von der 1975 vorhandenen Eismasse im Jahr 2000 noch 87 Prozent übrig gewesen und 2016 nur noch 72 Prozent – ein Schwund von gut einem Viertel in vierzig Jahren. Hauptursache sei eindeutig der Klimawandel, sagt Maurer, obwohl in kleinen Teilen des Himalayas auch Ruß aus Nachbarregionen eine Rolle spielen könne. Dunkler Schnee absorbiert mehr Sonnenstrahlen und schmilzt dann schneller.

„Das Schöne an der Studie ist, dass sie Daten von Spionage-Satelliten verwendet und die Forscher damit weiter in die Vergangenheit zurückgreifen konnten als frühere Arbeiten“, sagte der Glaziologe Michael Zemp von der Universität Zürich, der nicht an der Studie beteiligt war. Noch schlimmer als im Himalaya, sagt er, sehe es in den Alpen aus. Seit 1850 hätten die Alpengletscher 60 Prozent ihrer Fläche eingebüßt, in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt etwa einen Meter Dicke pro Jahr verloren


Rongbuk-Gletscher im Himalaya (Foto: Wikipedia)

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Zum Anstieg des Meeresspiegels tragen die Alpen mit ihrer relativ kleinen Vergletscherung laut Zemp wenig bei, anders als die großen Gletscherregionen in Alaska oder im Himalaya. Ein Team unter seiner Leitung hatte kürzlich die Gletscherschmelze weltweit untersucht: „Weltweit verlieren wir derzeit rund das dreifache Volumen der noch vorhandenen Alpengletscher. Und das jedes Jahr“, so Zemp. Die von 1961 bis 2016 verloren gegangenen über 9000 Milliarden Tonnen Eis entsprächen einem mittleren Anstieg des Meeresspiegels von 2,7 Zentimetern.

Auch die Arktis ist in den vergangenen Jahrzehnten ein „Hotspot“ des Klimawandels geworden. Sie erwärme sich mehr als doppelt so schnell wie die restliche Welt, heißt es im World Ocean Review, der Anfang November veröffentlicht wurde. Auch wenn die Polarregionen weit weg scheinen, sagt Professor Nele Matz-Lück von der Universität Kiel, hätten Veränderungen dort große Auswirkungen auf das Klima weltweit. „Wir alle hängen unmittelbar von der Stabilität der Polarregionen ab.“

Kritisch kommentiert sie das wachsende kommerzielle Interesse an der Arktis: „Es ist ja eine gewisse Ironie, dass gerade die Auswirkungen des Klimawandels wie der Rückzug des Eises überhaupt erst die Förderung von Öl und Gas in der Arktis ermöglichen“. So würden noch mehr fossile Brennstoffe verbrannt, was zu noch größeren Klimaeffekten führen werde. Dass die Staatengemeinschaft wie für die Antarktis auch zum Schutz der Arktis einen Vertrag abschließen wird, hält sie für ausgeschlossen.

Simone Humml/dpa/bal

 

Originalveröffentlichung

Josua Maurer et al.: Acceleration of ice loss across the Himalayas over the past 40 years In: Science Advances, Vol. 5, Nr. 6, 19 Juni 2019, DOI: 10.1126/sciadv.aav7266