Speicher unter der Nordsee?
Eine Option, klimaschädliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen, könnte sein, das Gas unter dem Meeresboden zu speichern. Möglichkeiten und Risiken dieser Methode hat ein internationales Forscher-Team unter Leitung des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel kürzlich in einem Experiment in der Nordsee untersucht. Hier, in tief unter dem Meeresboden gelegenen geologischen Formationen, findet sich das größte Speicherpotenzial für Kohlendioxid in Europa (siehe Energie-Perspektiven 1/2007). Allerdings gibt es dort auch zahlreiche Bohrungen, die niedergebracht wurden, um Öl und Gas zu fördern. In der Nähe solcher Bohrlöcher gespeichertes Kohlendioxid könnte entweichen und schließlich in die Atmosphäre zurückkehren.
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Kohlendioxid wird in 80 Meter Wassertiefe abgeblasen. (Foto: ROV-Team/GEOMAR)
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Ein Experiment im norwegischen Teil der Nordsee sollte die Folgen solcher Lecks untersuchen. Dazu hat man am Meeresboden entsprechende Mengen von Kohlendioxid freigesetzt. Seine Ausbreitung wurde dann mit Sensoren eines Unterwasserfahrzeugs und Messungen eines Forschungsschiffes verfolgt. „Unsere Daten zeigen, dass sich die Kohlendioxid-Gasblasen in Bodennähe vollständig gelöst haben“, sagt Geomar-Forscherin Dr. Lisa Vielstädte. An der Freisetzungsstelle wurde das Wasser daher etwas saurer – was sich nachteilig auf die am Meeresboden lebenden Organismen auswirkt.
Starke Bodenströmungen hätten das gelöste Kohlendioxid jedoch rasch verteilt, so dass die betroffene Fläche gering sei, erläutert Projektleiter Professor Dr. Klaus Wallmann: „Wir kommen daher vorläufig zu dem Schluss, dass es möglich ist, Kohlendioxid sicher in Formationen unter dem Meeresboden zu speichern, wenn sich der Speicherort in einem Gebiet mit wenigen undichten Bohrlöchern befindet“. Ein weiteres Experiment im Rahmen des europäischen STEMM-CCS-Projektes soll potenzielle Speicherstätten in der Nordsee und ihren möglichen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels genauer untersuchen.
bal
Originalveröffentlichung
Vielstädte, L., P. Linke, M. Schmidt, S. Sommer, M. Haeckel, M. Braack, and K. Wallmann, 2019: Footprint and detectability of a well leaking CO2 in the Central North Sea: Implications from a field experiment and numerical modelling. In: International Journal of Greenhouse Gas Control, DOI: https://doi.org/10.1016/j.ijggc.2019.03.012