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Ausgabe 02/2019
Fusionsforschung

JET und der Brexit

Die Zukunft des vom Brexit bedrohten europäischen Gemeinschafts­experi­ments JET im englischen Culham, der größten Fusionsanlage weltweit, ist gesichert. Ende März einigten sich Großbritannien und die Europäische Union auf den Weiterbetrieb des Joint European Torus bis Ende 2020, unabhängig vom EU-Ausstieg. „Eine schwere Last wurde von unseren Schultern genommen“, kommentierte Professor Tony Donné, der Leiter des Europäischen Fusionsprogramms Eurofusion.


Das europäische Gemeinschafts­experi­ment JET in Culham (Foto: Eurofusion)

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Der Vertrag garantiert den über fünfhundert JET-Mitarbeitern, darunter auch vielen außerhalb Großbritanniens, dass die bis Ende 2020 geplanten Experimente möglich bleiben. „Die Wissenschaft kennt keine Grenzen“, erklärte der britische Wissenschafts­minister Chris Skidmore nach der Vertrags­unter­zeich­nung, „und wenn wir die EU verlassen, bleibt diese Art der internationalen Zusammenarbeit das Herzstück unserer modernen Industrie­strate­gie, um Großbritanniens weltweit führende Position in Forschung und Innovation zu behaupten“.

Die Großanlage JET wurde von den Mitgliedern des Europäischen Fusionsprogramms gemeinsam konzipiert, gebaut und wird seit 1983 gemeinsam betrieben. Für die Technik ist das englische Fusionslabor CCFE in Culham zuständig, für die Experimente zeitweise abgeordnete Wissenschaftler und Techniker aus ganz Europa.

JET ist nicht nur die weltweit größte, sondern heute auch die einzige Fusionsanlage, die mit dem Fusionsbrennstoff Deuterium und Tritium arbeiten kann. Alle anderen Anlagen untersuchen lediglich Modell­plasmen aus leichtem Wasserstoff und Deuterium. 1997 gelang es mit JET, eine Fusionsleistung von 13 Megawatt zu erzeugen – Weltrekord. Mehr als die Hälfte der aufgewendeten Heizleistung wurde dabei per Fusion zurückgewonnen.

Die Anlage kann nun weiter zur Vorbereitung des nochmals größeren ITER genutzt werden, dem nächsten Schritt im Europäischen Fusionsprogramm. Der internationale Experimentalreaktor, der in Südfrankreich entsteht, soll ein brennendes Plasma erzeugen, das eine Fusionsleistung von 500 Megawatt liefert – zehnmal mehr, als zur Aufheizung des Plasmas verbraucht wurde.  

imi