Schwimmender Windpark
Auf ihren schwimmenden Fundamenten wurden kürzlich die fünf Windräder des Pilotprojekts „Hywind Scotland“ von ihrem Montageplatz an der norwegischen Westküste quer über die Nordsee zu ihrem Einsatzort im Nordosten Schottlands gezogen. 25 Kilometer vor Peterhead will der norwegische Ölkonzern Statoil mit dem weltweit ersten schwimmenden Windpark noch dieses Jahr Strom erzeugen.
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Auf dem Transport nach Schottland (Foto: Øyvind Gravås/Statoil)
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Die rund hundert Meter hohen Windräder sind mit je einer Sechs-Megawatt-Turbine von Siemens Gamesa ausgerüstet. Für die schwimmenden, 78 Meter in die Tiefe reichenden Fundamente konnte Statoil seine Expertise zu Hochsee-Plattformen für die Erdöl- und Gasförderung nutzen. Die tonnenähnlichen Riesengefäße sind zur Stabilisierung mit Ballast gefüllt und in 90 bis 120 Meter tiefem Wasser mit je drei Ketten am Meeresboden verankert.
Das Pilotprojekt baut auf Erfahrungen mit einem kleineren Prototyp auf, den Statoil seit 2009 vor der norwegischen Insel Karmøy betreibt (siehe Energie-Perspektiven 3/2009, 2/2013). Die Kosten des neuen Windparks habe man im Vergleich dazu um zwei Drittel reduziert, sagt Statoil. Damit ist Hywind zwar immer noch teurer als Offshore-Anlagen auf festen Fundamenten, kann aber Standorte in tieferem Wasser nutzen. Die Zukunft soll weitere Kostensenkungen bringen: “Der Hywind-Pilotpark soll zeigen, dass künftig kommerzielle schwimmende Windfarmen in Kraftwerksgröße machbar sind“, so Statoil.
In bis zu 50 Meter tiefem Wasser europäischer Meere stehen zurzeit Windräder einer Leistung von zehn Gigawatt auf festen Fundamenten. Das Potential in tieferem Wasser schätzt der Interessenverband WindEurope für schwimmende Windräder auf gewaltige 4000 Gigawatt. Vor allem interessant wäre die Technik für Norwegen, Portugal oder Spanien, deren Küstengewässer für feste Fundamente nicht flach genug sind. Neben Hywind sind vorkommerzielle Projekte zurzeit auch in Portugal und Frankreich im Bau.
bal