Energie-Investitionen
Um die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Europa zu erhalten, sind bis 2035 Investitionen von über 2.000 Milliarden US-Dollar nötig, so die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem kürzlich veröffentlichten Bericht „World Energy Investment Outlook“. Investiert werden muss nicht nur in den Ausbau klimafreundlicher Energiequellen sondern ebenso in fossile Kraftwerke, die einspringen können, wenn Wind und Sonne keinen Strom liefern.
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Kohle- und Gaskraftwerke – ungeliebt, aber bis auf weiteres unverzichtbar (Foto: E.ON)
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Europaweit seien, bereits in den nächsten zehn Jahren konventionelle Kraftwerke einer Gesamtleistung von 100 Gigawatt neu zu bauen, so die IEA. Das Problem: Über den Strompreis ist dies zurzeit nicht finanzierbar. Als Investitionsanreiz ist der jetzige Großhandelspreis um mehr als 20 Prozent zu niedrig.
Die IEA bestätigt damit für Europa, was die Deutsche Energie-Agentur (dena) schon lange für Deutschland sagt, meint dena-Vorsitzender Stephan Kohler: „Wir gefährden die Sicherheit der Stromversorgung, wenn wir nicht massiv in neue konventionelle Kraftwerke investieren.“ Dies gelte insbesondere für Süddeutschland, da nicht mit einem schnellen Netzausbau zu rechnen sei. Die geplante Stromautobahn von Sachsen-Anhalt nach Bayern ist nicht die einzige, über die heftig gestritten wird. Auch der Neubau von Speichern oder Gas- und Kohlekraftwerken, die bei Flaute einspringen könnten, hält mit der Geschwindigkeit von Atomkraft-Ausstieg und Aufbau der Erneuerbaren nicht Schritt. „Selbst die Kraftwerke, die derzeit noch am Netz sind, rentieren sich immer weniger“, so Stephan Kohler.
Tatsächlich sind die deutschen Strompreise für Großabnehmer und Industrie in den letzten acht Jahren um knapp die Hälfte gesunken, so das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien. Ein Grund ist der steigende Anteil des gesetzlich geförderten und vorrangig einzuspeisenden grünen Stroms. Was für Großverbraucher erfreulich ist, entwickelt sich zum System-Problem: „Der IEA-Bericht macht deutlich, dass Deutschland nicht darauf setzen kann, in Zukunft fehlende gesicherte Leistung immer mehr mit Hilfe des Auslands zu kompensieren“, so Stephan Kohler. „Auch in anderen europäischen Ländern fließen zu wenig Investitionen in flexibel steuerbare Kraftwerkskapazitäten, weshalb zu Höchstlastzeiten mit Kapazitätsengpässen zu rechnen ist.“
Helfen könnte laut Kohler ein europäischer Kapazitätsmarkt, auf dem die Vorhaltung gesicherter, jederzeit abrufbarer Leistung gehandelt wird (siehe Energie-Perspektiven 3/2011): „Wir müssen den Strommarkt so umgestalten, dass sich Investitionen in gesicherte Kraftwerksleistung lohnen“.
imi