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Ausgabe 03/2005
Erneuerbare Energien

Deutsche Rekorde

Nirgends hat die Nutzung erneuerbarer Energien in den vergangenen Jahren so stark zugenommen wie in Deutschland. Hier sind die Fördermaßnahmen, die regenerative Energien langfristig wettbewerbsfähig machen sollen, besonders intensiv. Vor allem die Stromerzeugung aus Erneuerbaren wird in Deutschland unterstützt: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) regelt Mindestvergütungen für die Netzeinspeisung und die Übertragung der Mehrkosten auf die Stromverbraucher. „Seit 1998 hat sich der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bei uns verdoppelt, die aus Wind produzierte Strommenge versechsfacht und aus Biomasse verdreifacht“, lobte Bundesumweltminister Jürgen Trittin die Wirkung des Gesetzes.


Die Vergütungssätze des Erneuerbare- Energien-Gesetzes (Grafik: nach DIW)
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Die Mindestvergütungssätze des EEG für Strom aus Wasserkraft, Deponie-, Klär- und Grubengas, Biomasse, Geothermie, Wind- und Solarenergie liegen für Anlagen, die 2004 in Betrieb genommen bzw. erneuert wurden, zwischen 3,7 und 62,4 Eurocent pro eingespeister Kilowattstunde. Sie werden, abgesehen von Wasserkraft, für 20 Jahre gezahlt. Für später errichtete Anlagen nimmt die Vergütung kontinuierlich ab. Dank der hohen Fördersätze insbesondere für Solaranlagen ist Deutschland mittlerweile „Fotovoltaik-Weltmeister“: Im vergangenen Jahr überstieg der Zubau von 300 Megawatt erstmals den des bisherigen Spitzenreiters Japan. Inzwischen entfällt auf Deutschland gut ein Fünftel der weltweit installierten Fotovoltaik-Kapazität, bei Wind sogar ein Drittel.


Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien von 1990 bis 2004 (Quelle: AGEE-Stat, DIW)
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Am deutschen Bruttostromverbrauch haben erneuerbare Energien, so bilanziert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, 2004 einen Anteil von insgesamt 9,3 Prozent erreicht. Am meisten trugen Wind- und Wasserkraft bei mit 4,2 und 3,5 Prozent, Fotovoltaik erreichte 0,1 Prozent. Dafür wurde den Stromkunden über das Erneuerbare-Energien-Gesetz nach Angaben des Verbands der Netzbetreiber Kosten von 3,4 Milliarden Euro berechnet. Das eigentliche Fördervolumen ergibt sich jedoch erst aus der Differenz zwischen dieser Vergütung und dem Wert des eingespeisten Stroms. Weil er insbesondere von der zeitlichen Charakteristik der Netzeinspeisung abhängt, ist er von Technik zu Technik verschieden. Mit einem zugrunde gelegten Durchschnittswert von 2 Eurocent je Kilowattstunde errechnet das DIW für das Jahr 2004 ein Fördervolumen von 2,6 Milliarden Euro oder – bezogen auf den gesamten Bruttostromverbrauch in Deutschland – von 0,4 Eurocent je Kilowattstunde.

Trotz dieser Maßnahmen hängt Deutschland noch etwas hinter den von der Europäischen Gemeinschaft übernommenen Vorgaben zurück: 2001 hatte man EU-weit vereinbart, den Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2010 auf 22 Prozent anzuheben. Für Deutschland bedeutet dies, den regenerativen Anteil am Stromverbrauch von damals knapp sieben bis 2010 auf 12,5 Prozent zu steigern; bis 2020 wird eine weitere Erhöhung auf 20 Prozent angestrebt.

Um das nationale Richtziel zu erreichen, muss der Anteil am Stromverbrauch in den nächsten fünf Jahren also noch um fast drei Prozentpunkte erhöht werden. Wird die gegenwärtige Förderpolitik fortgesetzt, kann dieses Ziel auch erreicht werden, so die Prognose des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln und der Prognos AG vom April 2005. Dennoch besteht in Deutschland, vor allem aber in der übrigen EU noch erheblicher Handlungsbedarf, meint das DIW: „Angesichts der Entwicklung in den vergangenen Jahren, aber auch der zahlreichen Versuche von einigen Ländern, ihre Ziele zu relativieren, ist hier gegenwärtig allenfalls verhaltener Optimismus angebracht“.

Betrachtet man nicht allein den Strombereich, sondern auch Wärmeerzeugung und Verkehr, dann werden die Aussichten noch trüber. Der Gesamtanteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch stagniert nämlich in der Gemeinschaft (EU 15) bei rund 5,5 Prozent. Er wird, so das DIW, nach gegenwärtigem Stand der politischen Maßnahmen und Programme das Ziel von 12 Prozent im Jahre 2010 nicht erreichen können.

imi



Literatur:
Diekmann, Jochen; Kemfert, Claudia: Erneuerbare Energien: weitere Förderung aus Klimaschutzgründen unverzichtbar. Wochenbericht des DIW Berlin, 29/2005, S. 439-449