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Ausgabe 02/2012
Strom

Neues Netz für neue Energien

Den ersten Netzentwicklungsplan Deutschlands haben Ende Mai die vier Übertragungsnetzbetreiber – 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW – im Entwurf vorgelegt. Er skizziert die in den nächsten zehn Jahren wichtigsten Erweiterungen im Höchstspannungsnetz an Land und gibt einen Ausblick auf das Jahr 2032.


Für die Energiewende muss das Netz aufgerüstet werden. (Foto: IPP, Axel Kampke)

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Neben dem Ausbau bestehender Überlandleitungen werden im Wesentlichen vier neue, über mehrere hundert Kilometer laufende Stromautobahnen vorgeschlagen: von Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ausgehend quer durch Deutschland Richtung Bayern und Baden-Württemberg. Dabei werden lediglich Anfangs- und Endpunkte festgelegt, die konkreten Trassenverläufe folgen später. Mit diesem Netzausbau stellt man sich den Herausforderungen der Energiewende: Bis 2022 sollen in Deutschland alle Atomkraftwerke abgeschaltet sein und ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Quellen fließen. 2050 sollen regenerative Energien 80 Prozent der in Industrie und Haushalten verbrauchten Energie liefern.

Während heute überwiegend große Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke den Strom verbrauchernah erzeugen, wird in Zukunft also immer mehr Windstrom an Land und auf See fern von den Verbrauchszentren vor allem im Norden Deutschlands gewonnen. Immer größere Strommengen müssen daher über lange Strecken in den Süden transportiert werden. Dem sind die derzeitigen Stromnetze nicht gewachsen. Hinzu kommt eine steigende Zahl dezentraler kleiner und mittlerer Energieproduzenten. Das Netz muss sich diesen Entwicklungen anpassen, um Erzeuger, Verbraucher und Speicher so zu verbinden, dass die Versorgung jederzeit sichergestellt ist. Die Planung für den Netzausbau fußt daher auf komplexen Überlegungen zur voraussichtlichen Entwicklung der Energiewirtschaft in den nächsten zehn Jahren.


Die neuen Trassen des Leitszenarios (Grafik: IPP, Daten: Übertragungs-netzbetreiber)
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Die drei hierfür ausgearbeiteten Szenarien unterscheiden sich vor allem in ihrem Anteil an grünem Strom. Das Leitszenario geht von erhöhtem Ausbau der erneuerbaren Energien aus bei erhöhter Leistung flexibler Erdgas-Kraftwerke und Verzicht auf bereits geplante Kohle-Kraftwerke. Hierfür wären auf einer Länge von 4.400 Kilometern Aufstockungen im bestehenden 380 Kilovolt-Wechselstromnetz nötig. Hinzu kämen 1.700 Kilometer neue Wechselstrom-Trassen. Den hohen Übertragungsbedarf von Norden nach Süden sollen 2.100 Kilometer für Deutschland neuartige Hochspannungs-Gleichstrom-Verbindungen bedienen, die für lange Strecken besonders geeignet sind (siehe Energie-Perspektiven 3/2010) – insgesamt Investitionen von etwa 20 Milliarden Euro über zehn Jahre verteilt.

Nach der Veröffentlichung des Planentwurfs hatten die Bürger sechs Wochen lang Gelegenheit, Stellungnahmen abzugeben. Die Beiträge fließen in einen überarbeiteten Plan ein, der im August an die Bundesnetzagentur übergeben wird, um anschließend Grundlage für den Bundesbedarfsplan zu werden. Künftig soll sich dieser Prozess jährlich wiederholen, um die Planung zu aktualisieren und den Netzausbau voranzutreiben, denn: „Sein Tempo bestimmt das Tempo der Energiewende.“

imi