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Ausgabe 03/2009
Solarthermie

Strom aus der Wüste

In den sonnenreichen Wüsten Nordafrikas sollen solarthermische Kraftwerke Strom für Europa, den Mittleren Osten und Nordafrika erzeugen. Das ist die Grundidee von „Desertec“, dem bisher weltweit größten Solarstromprojekt. Es wurde kürzlich von zwölf Unternehmen, darunter die Deutsche Bank, Eon, RWE, Siemens, Solar Millennium und Schott Solar ins Leben gerufen. Konkrete Pläne sollen in drei Jahren vorliegen. Ehrgeiziges Ziel ist es, rund 15 Prozent des Strombedarfs in Europa und einen erheblichen Teil des Stroms für die Erzeugerländer zu produzieren.


Ein neues Hochspannungsnetz ist das Rückgrat des transeuropäischen Stromverbundes (Grafik: Desertec Foundation)

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Für den Stromhandel über das Mittelmeer hinweg wäre ein alle beteiligten Länder verbindender Strommarkt zu schaffen. Verlässliche Partnerschaften könnten, so der Desertec-Plan, mit einer gemeinsamen Freihandelszone für erneuerbare Energien starten.

Dann könnten Sonnen- und Windenergie, Strom aus Wasserkraft und Biomasse, Erdwärme und Wellenkraft, die in den Regionen mit den besten Erträgen erzeugt werden, über das transeuropäische Netz weiträumig verteilt werden. Der Verbund sorgt zugleich für den zeitlichen und räumlichen Ausgleich der fluktuierenden Energiequellen, so eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). So könnten zum Beispiel Leistungsschwankungen großer Windparks durch weit entfernte Reservekapazität ausgeglichen werden. Fossile Brennstoffe würden nur benötigt, wenn das Angebot aus Erneuerbaren und der Bedarf nicht übereinstimmen. Dann sollen schnell reagierende, gasgefeuerte Spitzenlastkraftwerke die Regelleistung übernehmen.


Solarthermische Großkraftwerke sollen den Wüstenstrom in Nordafrika produzieren (Foto: BSW-Solar/Solar Millennium)
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Eine wichtige technische Voraussetzung ist der Aufbau eines neuen Gleichstrom-Übertragungsnetzes. Denn das vorhandene Wechselstromnetz würde über 3000 Kilometer etwa 45 Prozent des Stroms verlieren. Ein Hochspannungsnetz auf Gleichstrombasis verlöre nur etwa 10 Prozent.

Analog zum Autobahnnetz wird das Gleichstromnetz nur wenige Ein- und Ausfahrten haben, die es mit dem konventionellen Wechselstromnetz verbinden. Die Kosten für zwanzig Leitungen für je fünf Gigawatt, die bis 2050 gebaut sein könnten, schätzt das DLR auf etwa 45 Milliarden Euro, die Investitionskosten für die zugehörigen etwa 50 solarthermischen Kraftwerke in Nordafrika auf 350 Milliarden. Sie sollen 700 Terawattstunden Strom in die Bedarfszentren Europas liefern.

Damit Industrie und private Investoren den Markt für erneuerbarer Energien trotz der höheren betriebswirtschaftlicher Kosten erschließen können, sind, so die DLR-Studie, verlässliche Rahmenbedingungen nötig, zum Beispiel staatlich garantierte Einspeisevergütungen. Mit der erhofften langfristigen Kostensenkung für erneuerbare Energien rechnet die Studie nach einer anfänglichen Belastung der Verbraucher letztendlich mit einer Entlastung. Das Projekt sei, so formulierte es der Aufsichtsratschef der Desertec-Stiftung, Gerhard Knies, gegenüber der Frankfurter Rundschau, nicht nur eine große ethische Aufgabe, sondern auch „das größte Geschäft der Zukunft“.

imi