Photovoltaik mit Passwortschutz
Solarmodule vom Dach des Schweinestalls entwendet – Schaden viele tausend Euro. 84 Solarmodule aus Solarpark verschwunden – Schaden 40000 Euro. 2000 Solarmodule aus spanischem Solarpark gestohlen – Schaden 1,5 Millionen Euro. Solche Nachrichten tauchen immer öfter in Polizeiberichten auf. Photovoltaik erfreut sich wachsender Beliebtheit – nicht nur bei umweltbewussten Häuslebauern und Energiekonzernen, sondern auch bei Langfingern. Der Boom der Solarbranche macht Solarmodule attraktiv für den Schwarzmarkt. Solarparks, Privathäuser und Firmendächer in Deutschland verlieren immer häufiger über Nacht ihre blau glänzenden Lichtfänger. Auch große Solaranlagen in Südeuropa leiden unter dem Photovoltaikklau.
|
Solarpaneele – Wertobjekte, die Diebe anlocken können (Foto: BSW-Solar/Upmann)
|
|
|
Die Wege der entwendeten Module sind schwer zu durchschauen. Spanische und italienische Behörden haben in Marokko einen Schwarzmarkt ausgemacht, aber auch in Deutschland werden Solarmodule unklarer Herkunft angeboten. Der Solarenergie Förderverein pflegt deshalb eine Datenbank mit den Seriennummern aller vermissten Module, damit Käufer sich informieren können, ob ihnen gestohlene Ware angeboten wird. Die bayerische Polizei empfiehlt Solaranlagenbetreibern stabile Zäune, schlecht erreichbare Dächer und Überwachungs- und Alarmanlagen. Außerdem rät sie, die Demontage so langwierig wie möglich zu machen, zum Beispiel mit vergossenen Schrauben oder Klemmen, die nur mit einem Spezialwerkzeug geöffnet werden können.
In Italien entwickelten Forscher der Forschungsanstalt ENEA Module, die auf sich selbst aufpassen: PV-Guardian nennt sich der Chip, der in der Produktion in die Solarzelle eingebaut wird und sich nicht mehr entfernen lässt. Er enthält die geographischen Koordinaten der Anlage, in der das Modul steht. Per GPS prüft der Chip kontinuierlich seinen Standort. Stimmt der nicht mit den gespeicherten Daten überein, schaltet das Modul die Stromproduktion ab und wird für seinen Besitzer wertlos. Nur mit dem entsprechenden Passwort kann der PV-Guardian umprogrammiert werden. PV-Guardian-Logos auf den gesicherten Modulen signalisieren im Idealfall den Dieben, spätestens aber den Käufern deren Nutzlosigkeit. Der Preis für den Wächter liegt derzeit bei rund 80 Euro pro Modul, soll aber laut ENEA auf 40 Euro sinken. Bei Modulpreisen von 300 bis 700 Euro entspricht dies etwa 5 bis 10 Prozent der Anschaffungskosten. Spezielle Befestigungssysteme, die Dieben das Leben schwer machen sollen, kosten dagegen einige Euro pro Modul. Sollte PV-Guardian sich durchsetzen, könnten Photovoltaik-Module in Zukunft ein ähnlich uninteressantes Diebesgut werden wie codegeschützte Autoradios. Allerdings hat auch ein funktionsuntüchtiges Solarmodul noch einen Wert: seine Siliziumwafer dürften weiterhin intakt und nach gekonntem Recycling wieder verwendbar sein.
Christine Rüth