aktuell themen archiv links abo download impressum
    Suche
 
 
 
Ausgabe 02/2002
Klimaschutz

Kioto-Prozess macht Fortschritte

Nach Zustimmung von Bundestag und Bundesrat unterzeichnete Bundespräsident Rau Ende April die Ratifizierung zum Kioto-Protokoll. Am 31. Mai hinterlegten die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten ihre Ratifikationsurkunden zum Kioto-Protokoll im Büro der Vereinten Nationen in New York. Japan beendete den Prozess am 4. Juni. Es fehlen nun noch die Ratifizierungen Russlands und einiger Staaten Mittel- und Osteuropas oder von Kanada, damit die Klimavereinbarung wie geplant bis September auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Kraft treten kann.

Dazu müssen das Protokoll mindestens 55 Staaten ratifizieren, auf die wenigstens 55 Prozent der von den Industrieländern im Jahr 1990 erzeugten Kohlendioxid-Emissionen entfielen. Die USA - das Land mit der weltweit größten Produktion an Treibhausgasen - ist im letzten Jahr aus dem Kioto-Prozess ausgestiegen.

Die Klimavereinbarung legt fest, wieviel Treibhausgase - insbesondere das Verbrennungsprodukt Kohlendioxid - die Industrieländer in Zukunft erzeugen dürfen. So verpflichtet sich die Europäische Union mit der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls rechtsverbindlich, ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis zum Jahr 2012 im Vergleich zu 1990 insgesamt um acht Prozent zu reduzieren, Dänemark und Deutschland um 21 Prozent.

Bislang sind davon nach Angaben der Bundesregierung bereits 18,6 Prozent geschafft. Deutschland gehört damit zu den wenigen Industrieländern, in denen sich die Kohlendioxid-Emissionen in den 90er Jahren verringert haben. Nach dem "Entwurf der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie" vom Dezember 2001 will Deutschland bis zum Jahr 2005 sogar eine Reduktion um 25 Prozent gegenüber 1990 erreichen. Dafür jedoch, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), ist das derzeitige Emissionsniveau in Deutschland jedoch noch viel zu hoch: "Um dieses Ziel nicht zu verfehlen, müssten die temperaturbereinigten Kohlendioxid-Emissionen - ausgehend vom Niveau im Jahre 2001 - bis 2005 um rund 100 Millionen Tonnen oder um fast 12 Prozent reduziert werden. Dies erscheint innerhalb so kurzer Zeit selbst bei drastisch verstärkten klimaschutzpolitischen Anstrengungen wenig realistisch".

Günstiger stellen sich die Perspektiven laut DIW jedoch für die deutschen Verpflichtungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls dar: "Mit einer entsprechenden Intensivierung der in Deutschland bereits betriebenen Klimaschutzpolitik sollte dieses weniger ambitionierte Ziel erreicht werden können. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass unter langfristigen Aspekten eine noch stärkere Reduktion der Treibhausgasemissionen notwendig sein wird, um einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten."
imi