|
|
|
Ausgabe 02/2002 |
|
|
|
|
Ausgabe 02/2002
Erdgas
Das "Malampaya Deep Water Gas-to-Power"-Projekt
"Dies markiert die Geburt einer neue Industrie" mit
diesen Worten weihte im vergangenen Oktober die Präsidentin der
Philippinen Gloria Macapagal-Arroyo die Erdgas-Förderanlage von
Malampaya ein. Wie andere Inselstaaten war das Land bis dahin stark
von Kohle- und Erdölimporten anhängig. Doch seit Beginn diesen
Jahres produzieren drei Kraftwerke auf der Hauptinsel Luzon elektrischen
Strom, indem sie vor der heimischen Küste gefördertes Erdgas
verfeuern.
Hauptakteur bei der Realisierung dieses Projektes war die Shell AG,
genauer gesagt deren Tochtergesellschaft, die 1989 gegründete Shell
Philippines Exploration B.V., kurz SPEX. Nachdem Probebohrungen 1995
ergeben hatten, dass die Region Malampaya, etwa 70 Kilometer nordwestlich
der Insel Palawan, über ein ausgedehntes Erdgas Reservoir verfügt
etwa 90 Milliarden Kubikmeter Gas und 85 Millionen Barrel Kondensat
- beschloss sie 1998 dessen
Ausbeutung.
|
Das Malampaya- Erdgasvorkommen in 3000 Meter Meerestiefe.
|
|
|
Die Nutzung dieser Lagerstätte stellte extrem hohe Anforderungen
an die nötige Unterwassertechnologie, die weit über konventionelle
Techniken hinausgingen. Zum einen liegt das Feld 3000 Meter unter dem
Meeresspiegel in 820 Meter tiefem Gewässer. Zum andern muss das
Gas über rund 500 Kilometer zu den Endverbrauchern auf der bevölkerungsreichen
Insel Luzon mit der Hauptstadt Manila transportiert werden. Und schließlich
galt es, Beeinträchtigungen der Umwelt zu vermeiden oder zumindest
so gering wie möglich zu halten.
Rund 2 Milliarden US-Dollar investierte SPEX in das sogenannte "Upstream"-Projekt,
das den Bau der Erdgas-Förderanlage einschließlich der Unterwasser-Gasleitungen
und der Pipelines beinhaltete. Fünf Förderstellen wurden gebohrt
und an eine Sammelleitung angeschlossen. Von dort führen 30 Kilometer
lange Leitungen zu einer Offshore-Plattform, die auf einem in flachem
Wasser verankerten Zement-Gerüst aufgesetzt ist. Die in Singapur
gefertigte integrierte Plattform ist mit mehr als 10 000 Tonnen Trockengewicht
die größte im asiatisch-pazifischen Raum. Sie hat die Aufgabe,
Kondensat und trockenes Gas zu trennen. Das Kondensat wird mit Shuttle-Tankern
abtransportiert, während das Gas über eine 504 Kilometer lange
Pipeline zu einer Gasbehandlungsanlage in Batangas City auf Luzon gelangt.
Dort wird es für den Kraftwerksbetrieb aufbereitet und gereinigt.
Vor allem der Schwefel muss entfernt werden, da Schwefelwasserstoff
Leitungen und Turbinen angreift. Partner im "Upstream"-Projekt
sind heute Texaco Philippines und die Philippines National Oil Company-Exploration
Corporation.
Für die Schaffung eines Marktes, der das geförderte Erdgas
abnimmt, zeichnete das Department of Energy (DOE) der Philippinen verantwortlich.
Im Rahmen dieses "Downstream"-Projektes wurden von der First
Gas Corporation, der National Power Corporation und der Kepco Iljan
Co. die drei Gas-Kraftwerke St. Rita, San Lorenzo und Iljan in Batangas
gebaut. Sie erzeugen zusammen eine elektrische Leistung von 2700 Megawatt.
Nach dem Motto, "kurzfristige Ziele mit langfristigen Bedürfnissen
zu vereinbaren", hat sich Shell einer nachhaltigen Entwicklung
in dieser Region verpflichtet, die soziale und ökonomische Aspekte
integriert und die Erhaltung einer intakten Umwelt anstrebt. Zu Beginn
des Projektes gab SPEX daher eine umfangreiche Studie in Auftrag, in
der Daten über geophysikalische Besonderheiten - der Meeresboden
in der Malampaya-Region ist zum Teil sehr uneben und überdies seismisch
aktiv - sowie die Unterwasserfauna gesammelt wurden. So wurde sichergestellt,
dass die Gasleitungen und Pipelines empfindliche Gebiete wie Korallenriffe
und Perlenfarmen umgehen. Auch bei der Materialauswahl wurde größte
Sorgfalt angewandt. Die Pipelines, die einen Durchmesser von 24 Zoll
haben, sind aus 18 Millimeter dicken Edelstahl, der zum Schutz gegen
Seewasser noch mit einer 40 Millimeter dicken Zementschicht bedeckt
ist.
Die drei Kraftwerke auf Luzon werden in den nächsten 20 Jahren
etwa ein Drittel des Strombedarfs dieser Insel decken. Für 2009
ist die Erschließung vier weiterer Förderstellen geplant.
Über die Laufzeit des Projektes wird die Regierung der Philippinen
rund 10 Milliarden US-Dollar einnehmen und noch einmal so viel einsparen.
Die Verfeuerung von Erdgas hat aber auch einen klimafreundlichen Effekt:
Da Erdgas weniger Kohlenstoff als Kohle enthält, wird der Ausstoß
von Treibhausgasen reduziert.
Olivia Meyer
|
|