Erste Windstrom-Auktion
Die erste Auktionsrunde für Offshore-Windstrom in Deutschland endete überraschend: „Mit 0,44 Cent pro Kilowattstunde liegt der durchschnittliche gewichtete Zuschlagswert weit unterhalb der Erwartungen“, sagte Jochen Homann, der Präsident der Bundesnetzagentur, bei der Veröffentlichung der Ergebnisse. Die Ausschreibung werde die Förderung unerwartet stark senken. Drei der vier Gewinner-Projekte verzichteten sogar ganz auf die Unterstützung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz.
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Montage eines Windrades auf See (Foto: EnBW, Jens Meier)
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Nach der 2016 in Kraft getretenen Neufassung dieses Gesetzes wird die Vergütung für erneuerbaren Strom bei größeren Anlagen nicht mehr, wie bisher, gesetzlich vorgegeben, sondern wettbewerblich ermittelt (siehe Energie-Perspektiven 1/2016). Windenergieanlagen auf See wurden von der Bundesnetzagentur erstmals im Januar ausgeschrieben. Um eine Leistung von 1550 Megawatt Windstrom konnten sich alle Offshore-Projekte mit weit fortgeschrittenem oder abgeschlossenem Genehmigungsverfahren bewerben, die nach Ende 2021 in Betrieb gehen können. Teilnehmen konnten damit 23 Projekte. Das Höchstgebot war auf zwölf Cent pro Kilowattstunde Windstrom begrenzt.
Den Zuschlag erhielten Anfang April vier in der Nordsee geplante Projekte, darunter mit 900 Megawatt am größten der Windpark „He Dreiht“ von EnBW. Die drei übrigen Projekte – OWP West, Borkum Riffgrund West 2 und Gode Wind 3 – gehören dem dänischen Energiekonzern Dong Energy.
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Vier Projekte in der Nordsee erhielten den Zuschlag. (Grafik: IPP)
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Das höchste noch erfolgreiche Gebot – 6,00 Cent pro Kilowattstunde – entfiel auf den 110-Megawatt-Windpark Gode Wind 3. Der Gebotswert der anderen drei Projekte lag bei 0,00 Cent pro Kilowattstunde. Diese Windparks beanspruchen damit keine Förderung und setzen allein auf die Stromvermarktung im Großhandel. Dies ist erfreulich für die Kunden, die über eine Umlage die Förderung der Erneuerbaren Energien finanzieren. „Es ist allerdings offen“, meint Jochen Homann, „ob sich so niedrige Zuschlagswerte in der nächsten Ausschreibung wiederholen werden.“
Aber: Bei der Auktion ging es nicht nur um die direkte Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Hinzu kommt der – vom Stromverbraucher über die Netzentgelte finanzierte – Netzanschluss. Auch darin steckt eine erhebliche Förderung, so die Bundesnetzagentur.
Bis die Vorhaben in voraussichtlich sieben bis acht Jahren in Betrieb gehen werden, zählen die Projektträger EnBW und Dong Energy auf rasche Technologieentwicklung. Beim Projekt „He Dreiht“ will EnBW zudem kostenmäßig von der Nähe zu seinen beiden benachbarten Windparks Hohe See und Albatros profitieren.
Dass sich um die ausgeschriebenen 1550 Megawatt nur genehmigte bzw. fortgeschrittene Projekte bewerben konnten, die zusammen für rund 7000 Megawatt Windstrom stehen, sorgte für hohen Wettbewerbsdruck. Wer nicht zum Zug kommt, muss auf den Erfolg bei späteren Ausschreibungen warten oder kann die bisherigen Investitionen abschreiben. „In Offshore-Genehmigungsverfahren und Projektentwicklung fließen zweistellige Millionenbeträge“, sagt Andreas Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie im Online-Magazin „Klimaretter“. Deswegen komme das jetzige Verfahren „schon fast einer Art kalter Enteignung gleich“.
Die zweite Ausschreibung für Offshore-Windparks – wiederum 1550 Megawatt – startet im April 2018. Dann müssen mindestens 500 Megawatt auf die Ostsee entfallen.
Wesentlich vielfältiger war die Bieterstruktur bei der ersten Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen an Land, der ausbaustärksten unter den Erneuerbaren Energien. Die Ergebnisse hat die Bundesnetzagentur Mitte Mai veröffentlicht: 256 Bieter mit einer Gesamtleistung von 2100 Megawatt konkurrierten um eine ausgeschriebene Leistung von 800 Megawatt. Den Zuschlag erhielten 70 Projekte, ein Großteil davon Bürgergesellschaften, bei durchschnittlichen 5,71 Cent pro Kilowattstunde.
imi