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Ausgabe 03/2015
Stromspeicher, Teil 5

Die Batterie als Kraftwerk      

Gleich zwei große Batteriespeicher-Projekte sind kürzlich in Deutschland gestartet. Im August begann an der RWTH Aachen der Bau des M5Bat, einer Batterie mit fünf Megawatt Leistung und einer Speicherkapazität von fünf Megawattstunden. Mit der Anlage, die verschiedene Batterietechnologien vereint, wollen die Projektpartner aus Forschung und Industrie die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern im Mittelspannungsnetz untersuchen. Anfang September ging in Brandenburg der bisher größte Batteriespeicher Europas ans Netz, das Regionale Regelkraftwerk Feldheim mit 10 Megawatt Leistung.


Batteriespeicher-Kraftwerk in Schwerin (Foto: Younicos)

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Aufgebaut ist eine Großbatterie aus zehntausenden einzelner Akkus. So besteht beispielsweise der vor gut einem Jahr in Schwerin in Betrieb genommene 5- Megawatt-Speicher aus über 25.000 Lithium-Ionen Akkus.

Es gibt unterschiedliche Anwendungen für die Riesenbatterien, wobei die Wirtschaftlichkeit all dieser Szenarien noch erprobt wird. Batterien werden mit Solar- oder Windparks gekoppelt, um den erzeugten Strom bei vollem Netz zwischenzuspeichern. Weil eine Batterie innerhalb von Sekundenbruchteilen ihre volle Leistung aufnehmen oder abgeben kann, eignet sie sich auch für den Regelleistungsmarkt. Regelleistung dient dazu, die Frequenz und die Spannung im Stromnetz stabil zu halten. Sie muss innerhalb von Sekunden bereit stehen und wird besonders vergütet. Auch die Teilnahme von Batteriespeichern am Strommarkt, also der am Preisverlauf orientierte Verkauf der gespeicherten elektrischen Energie, wird getestet. Das Projekt M5Bat in Aachen wird die Wirtschaftlichkeit der Batterie im Strom- und Regelleistungsmarkt prüfen, die Projekte in Schwerin und Brandenburg stellen in erster Linie Regelleistung bereit. Batteriespeicher tragen insgesamt zur Netzstabilisierung bei, indem sie etwa auch dazu dienen, Lastspitzen zu verschieben.


Montage der ersten Akkus im Batteriepark in Schwerin  
(Foto: WEMAG, Jost Broichmann)

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Bis jetzt steckt das Stromnetz die schwankenden Wind- und Sonnenstrommengen auch ohne zusätzliche Speicher weg. Selbst der plötzliche Einbruch von Solarstrom während der teilweisen Sonnenfinsternis dieses Frühjahr war kein Problem. „Wir profitieren im Moment von unserer guten Infrastruktur,“ erklärt Dr. Olaf Wollersheim, vom Karlsruhe Institute of Technology (KIT). „Sie hat bisher genügend Reserven, um die Schwankungen auszugleichen. Aber wenn Wind- und Sonnenkraft wie geplant weiter ausgebaut werden, werden wir irgendwann auf Zwischenspeicher nicht mehr verzichten können.“ Dann kommen Batteriespeicher als Ergänzung zu anderen Speicherarten (siehe Energie-Perspektiven 1/2011) in Betracht. Sie eigenen sich besonders zur kurzzeitigen Speicherung von elektrischer Energie über Minuten oder Stunden bis hin zu etwa einem Tag.

Im Eigenheim können Batteriespeicher schon heute sinnvoll eingesetzt werden. Mit einer Kapazität von einigen Kilowattstunden speichern sie selbstproduzierten Sonnenstrom, bis er wieder gebraucht wird. Die so erhöhte Eigenverbrauchsquote wird im Zuge der sinkenden Einspeisevergütungen immer interessanter. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung Price Waterhouse Coopers wird sich die Kombination aus Photovoltaik-Anlage und Lithium-Ionen-Batterie spätestens ab 2019 lohnen, berichtete das Handelsblatt diesen September. In diese Einschätzung floss auch die Erwartung ein, dass die Preise für Lithium-Ionen-Akkus weiter sinken. Die Batterien im Eigenheim tragen zudem zur Stabilität im Stromnetz bei, denn es wird bei viel Sonnenschein nicht auch noch der privat erzeugte Strom eingespeist.

Christine Rüth