Erwärmung vervielfacht Hurrikans
Der Klimawandel wird die Zahl extremer Hurrikans über dem Atlantik in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich vervielfachen. Schon bei einem Temperaturanstieg von einem Grad Celsius steige die Häufigkeit solcher Wirbelstürme in der Region um das Zwei- bis Siebenfache, berechnete ein internationales Forscherteam um Aslak Grinstead vom Niels Bohr Institut der Universität Kopenhagen. Klimaziel der Vereinten Nationen ist es, die Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.
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Hurrikan „Katrina“ auf dem Weg zur Küste (Foto: NASA)
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In der Studie konzentrierten sich die Forscher auf extreme Wirbelstürme von der Stärke des Hurrikans „Katrina“, der im Jahr 2005 Teile des amerikanischen Südostens verwüstet hatte. Zunächst werteten sie die Häufigkeit solcher Hurrikans in der Region seit dem Jahr 1923 aus. Um die Sturmstärken objektiv zu vergleichen, nahmen sie die Pegelunterschiede bei den Sturmfluten als Maßstab. Diese Überschwemmungen zählen zu den gefährlichsten Folgen tropischer Wirbelstürme.
Für die Zukunft simulierten sie die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Sturmaktivität in dieser Region mit sechs verschiedenen Klimamodellen. So wollten sie Unsicherheiten minimieren, denn die genauen Auswirkungen der globalen Erwärmung hängen sehr stark von regionalen Faktoren ab: Zwar steigern in warmen Regionen höhere Temperaturen an der Wasseroberfläche die Zyklonaktivität. Andererseits können aber auch vertikale Scherwinde zunehmen, was die Hurrikan Gefahr verringern würde.
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Über Land verlieren tropische Wirbelstürme langsam ihre Kraft (Grafik: Panthermedia) |
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Stürme der Stärke von „Katrina“ gab es seit 1923 etwa alle 20 Jahre. Ein Temperaturanstieg von 0,4 Grad Celsius – das ist weniger als die Erwärmung im letzten Jahrhundert – verdoppele die Häufigkeit extremer Sturmfluten, so die Forscher: „Mit der weltweiten Erwärmung im 20. Jahrhundert haben wir bereits die Schwelle überschritten, bei der mehr als die Hälfte aller ‚Katrinas’ auf die globale Erwärmung zurückgehen“, betont Grinstead. „Falls die Temperatur um ein weiteres Grad steigt, wird die Häufigkeit um das Drei- bis Vierfache zunehmen, und wenn das weltweite Klima zwei Grad wärmer wird, wird es etwa zehnmal so viele extreme Sturmfluten geben. Das heißt, in jedem zweiten Jahr wird es dann eine Sturmflut der Größenordnung ‚Katrinas’ geben.“ Verschärft wird die Situation noch dadurch, dass eine solche Erwärmung auch den Meeresspiegel ansteigen ließe: Sturmfluten würden noch zerstörerischer.
Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hält die Studie für eine „sehr solide Analyse“. „Es wird viel über das Zwei-Grad-Ziel geredet“, sagt der Klimaexperte unter Verweis auf die Klimaziele von Bundesregierung, EU und Vereinten Nationen. „Aber die Studie zeigt, dass schon eine Erwärmung um zwei Grad im Nordatlantik deutliche Folgen für die Wirbelsturm-Aktivität hätte.“
dpa