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Ausgabe 02/2011
Technikfolgenabschätzung

Katastrophe Stromausfall

Nur 25 Stunden dauerte der große Blackout, der am 13. Juli 1977 New York lahmlegte. Neun Millionen Menschen saßen im Dunkeln. Und nicht nur das: Plünderer verwüsteten viele hundert Geschäfte und legten zahllose Brände – eine „Nacht des Terrors“, so die Zeitschrift „Time“. Die zunächst machtlose Polizei nahm fast 4000 Menschen fest, die größte Massenverhaftung in der Geschichte New Yorks.


Glühbirne oder Fabrik: Ohne Strom funktioniert es nicht. (Bild: photocase.de)

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Noch dramatischer ist das Szenario, das nun das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag untersucht hat: ein mehrwöchiger Stromausfall in gleich mehreren Bundesländern. Im Ernstfall könnte die Bevölkerung schon nach wenigen Tagen nicht mehr mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen versorgt werden, so die Studie „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften“. Verkehr und Gütertransport wären stark eingeschränkt, die Produktion in Betrieben läge still, die Versorgung mit Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten würde schwierig, die Kommunikation via Telefon, Internet und Fernsehen unmöglich. Wenn die Batterien leer sind und der Kraftstoff für Notstromaggregate verbraucht ist, werden auch Handys unbrauchbar und in Krankenhäusern die Intensiv- und Dialysestationen kaum noch betreibbar. Die öffentliche Sicherheit wäre ernstlich gefährdet, der Schutzpflicht für Leib und Leben seiner Bürger könnte der Staat nicht mehr gerecht werden.

Zwar ist der hier zugrunde gelegte ausgedehnte Stromausfall sehr unwahrscheinlich. Die Folgen jedoch kämen einer nationalen Katastrophe gleich, so der Bericht: „Ein Kollaps der gesamten Gesellschaft wäre kaum zu verhindern.“

Gerade weil die Stromversorgung normalerweise zuverlässig funktioniert und nahezu alle technischen Systeme auf dieser Verlässlichkeit aufbauen, sind moderne Gesellschaften hier sehr verletzlich – ein Risikopotenzial, dessen man sich aber kaum bewusst ist. Der Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, der die Studie in Auftrag gegeben hat, begrüßt deshalb die Verbesserungshinweise für kritische Infrastrukturen und Katastrophenmanagement: „Der Bericht leistet damit einen wertvollen Beitrag, die Sensibilität in Wirtschaft und Gesellschaft für diese Thematik zu erhöhen.“

imi



Büro für Technikfolgen-Abschätzung
Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung (TAB) beim Deutschen Bundestag ist eine selbstständige wissenschaftliche Einrichtung, die den Deutschen Bundestag und seine Ausschüsse in Fragen des wissenschaftlich-technischen Wandels berät. Es wird betrieben vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des Karlsruher Instituts für Technologie.