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Ausgabe 01/2002 |
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Ausgabe 01/2002
Windkraft
Rückschlag in Dänemark
Die neue liberal-konservative Regierung Dänemarks plant, ihre Zuwendungen
zum Ausbau regenerativer Energien drastisch zu kürzen. In dem Ende
Januar vorgelegten Finanzhaushalt sind die Mittel gestrichen, die in
diesen Sektor fließen sollten. Vorgesehen waren ursprünglich
rund 90 Millionen Dänische Kronen jährlich bis 2005 (1 DKK
entspricht 0,133 Euro). Betroffen von diesen Maßnahmen ist vor
allem die Windkraftindustrie. Insbesondere die Projekte für Offshore-Windparks
waren in Dänemark fest in einem nationalen staatlichen Programm
verankert. Ausgenommen von den Kürzungen ist nur die Windenergie-Abteilung
des Risø State Laboratoriums, dessen Budget im laufenden Jahr von 70
Mio. DKK auf 122 Mio. DKK aufgestockt wird.
Prof. Fritz Vahrenholt, Vorstandsvorsitzender der REpower Systems AG
(sie plant unter anderem den Bau eines Offshore-Windparks gemeinsam
mit der WINKRA-ENERGIE GmbH) hält die Entscheidung der dänischen
Regierung für kurzsichtig. "Sie ist ein Rückschlag für
die dänische Windkraftindustrie, die zur Zeit weltweit eine Spitzenstellung
einnimmt," betont er. Der Aufbau von Zukunftsenergien müsse
etwa 20 Jahre lang gefördert werden, um volle Wirtschaftlichkeit
zu erreichen. Prof. Vahrenholt glaubt nicht, dass die deutsche Politik
einen solchen "Zickzackkurs" fahren wird. Zum einen sieht
das Fördersystem hierzulande anders aus. Das Gesetz für Erneuerbare
Energien, das auch für Windkraftanlagen gilt, garantiert lediglich
die Abnahme des so erzeugten Stroms zu einem festgelegten Preis. Es
gibt aber keine direkten staatlichen Subventionen für den Bau von
Windparks. Zum anderen steckt die Nutzung der Windkraft in Deutschland
noch in den Kinderschuhen: die Windenergie hat zur Zeit einen Anteil
von zwei Prozent an der Stromversorgung. Sie stammt aus Windkraftanlagen
auf dem Festland, Offshore-Projekte sind erst in der Planung.
In Dänemark dagegen deckt die Windenergie schon heute etwa 16 Prozent
des Strombedarfs. Moderne Windkraftanlagen zu Wasser und zu Lande erzeugen
rund 2000 Megawatt Stromleistung. So hat z.B. die größte
dänische Windfarm, die Offshore-Anlage in Middelgrunden, mit ihren
20 Windrädern ein Leistungsvermögen von 40 Megawatt. Dänische
Firmen halten einen Weltmarkanteil an Windkraftanlagen von 50 Prozent,
sie operieren unter anderem in Spanien, Italien, Deutschland und den
USA - die Windkraft wurde Dänemarks drittwichtigstes Exportgut
und hat die Schiffbauindustrie überflügelt.
Allen Kürzungen zum Trotz wird die dänische Windkraftindustrie
noch eine Weile ihre Spitzenreiterrolle behalten. Auf der Kippe stehen
aber die ehrgeizigen Pläne, in 30 Jahren aus neuen Offshore-Windparks
zusätzlich 4000 Megawatt Stromleistung zu beziehen dies
entspräche 40 Prozent des Strombedarfs. Das dänische "Folkecenter
for Renewable Energy" ruft die Bevölkerung auf, über
das Internet gegen die Pläne der dänischen Regierung zu protestieren.
Olivia Meyer
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