Kyoto light
"Kyoto light" - so fasst Greenpeace das Ergebnis des Sechsten Klimagipfels im Juli in Bonn zusammen; einen "Durchbruch für den globalen Klimaschutz" sieht Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Die Konferenz sollte das 1997 in Kyoto verabredete Klimaschutzprogramm, in dem die Industrienationen die Reduktion ihres Ausstoßes an Treibhausgasen zugesagt hatten, in ein Regelwerk umsetzen. Kurz zuvor hatte jedoch der amerikanische Präsident Bush den Ausstieg der USA - das Land mit der weltweit größten Produktion an Treibhausgasen - aus dem Kyoto-Prozess erklärt. Auch andere Staaten äußerten sich zögerlich.
Der in langen Verhandlungen erzielte Kompromiss gelang dann nur mit weitreichenden Zugeständnissen. So können Industrieländer Wälder und Weideflächen unter Umständen als Kohlenstoff-Speicher anrechnen - eine Forderung insbesondere von Kanada, Japan und Rußland. Auch Aufforstungsprojekte in Entwicklungsländern werden berücksichtigt. Dies öffnet einigen Ländern große Möglichkeiten, ihre Reduktionsziele durch die in ihrer Wirkung umstrittenen "Kohlenstoff-Senken" zu erreichen (siehe Energie-Perspektiven 1/2001). Nur ungenau - als "signifikanter Anteil" - ist festgelegt, wie viel des Reduktionssolls im eigenen Land zu erfüllen ist. Damit dürfen Industiestaaten ihre Reduktionen auch durch Emmissionshandel oder Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern erbringen. Finanzielle Unterstützungen für klimagerechte Maßnahmen waren schließlich der Preis für die Zustimmung der Entwicklungs- und Schwellenländer.
Nach erzielter Einigung können die Vertragsstaaten nun die Ratifizierungsverfahren einleiten. "Die eigentlich notwendigen Klimaschutzziele werden durch das Kyoto-Protokoll nicht erreicht", so die Klima- und Entwicklungsorganisation Germanwatch: "Durch den Einbezug verschiedener Schlupflöcher wird wohl real nur eine Stabilisierung der Industrieländer-Emissionen bis 2012 gegenüber 1990 herauskommen." Aber: "Es wurde eine Architektur für den internationalen Klimaschutz beschlossen, die es bei entsprechendem politischen Willen in Zukunft erlaubt, noch ernsthaftere Klimaschutzziele erreichen zu können."
imi