Dazu formuliert das Grünbuch drei zentrale Thesen. Erstens: Die
Abhängigkeit der EU von Ölimporten wird bis zum Jahr 2030 von
heute 50 auf 70 Prozent ansteigen. Zweitens: Die Versorgungssituation
kann Europa nur wenig beeinflussen; wesentliche Veränderungen sind
nur auf der Nachfrageseite durch Senken des Energieverbrauchs möglich.
Und drittens: Zur Zeit sieht es nicht so aus, als würde die EU ihr
in Kyoto gestecktes klimapolitisches Ziel erreichen und den Ausstoß
an Treibhausgasen ausreichend reduzieren.
Das Grünbuch diskutiert die bekannten Werkzeuge der Marktregulierung,
wie Steuern zur Dämpfung der Nachfrage oder Beihilfen zur Einführung
neuer Techniken. Eher überraschend ist die recht nüchterne Betrachtung
der Kernenergie; auch die Option Kernfusion wird als Lösung diskutiert.
Grünbücher wie das vorliegende liefern nur wenig neue Einsichten.
Letztlich wäre es wichtig, wenn die Energiediskussion nicht - wie
bisher - nach der nächsten Ölpreissenkung wieder im Sande verliefe.
Energiepolitik sollte nicht von der Not der Stunde allein geprägt
sein. Etwas Voraussicht auf die langfristigen Belange einer sicheren und
sauberen Energieversorgung wäre auch bei moderaten Ölpreisen
wünschenswert.
ham