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Ausgabe 01/2001
EU-Grünbuch

Energieversorgungssicherheit in der EU

Bei Ölpreisen von 10 US-Dollar pro Barrel war Energie kein Thema, das Leidenschaften hervorrief. Doch als Ende 2000 der Ölpreis nach oben schoß und sich die Kosten für Energieeinfuhren in der Europäischen Union von 120 Milliarden Euro im Jahr 1997 auf 240 Milliarden verdoppelten, begann eine lebhafte Diskussion. Ende letzten Jahres legte die EU-Kommission unter Federführung der Kommissarin Loyola de Palacio ein Grünbuch zu Fragen der Energieversorgung vor: "Hin zu einer europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit". Ziel des Grünbuchs ist es, "einen Fuß in die Tür" einer Strategie mit erhöhter Versorgungssicherheit zu bekommen. Es richtet sich an alle Akteure in der Energieversorgung und will eine breite Diskussion in Gang setzen.

EU-Grünbuch zur Energieversorgung (Grafik: EU)
Dazu formuliert das Grünbuch drei zentrale Thesen. Erstens: Die Abhängigkeit der EU von Ölimporten wird bis zum Jahr 2030 von heute 50 auf 70 Prozent ansteigen. Zweitens: Die Versorgungssituation kann Europa nur wenig beeinflussen; wesentliche Veränderungen sind nur auf der Nachfrageseite durch Senken des Energieverbrauchs möglich. Und drittens: Zur Zeit sieht es nicht so aus, als würde die EU ihr in Kyoto gestecktes klimapolitisches Ziel erreichen und den Ausstoß an Treibhausgasen ausreichend reduzieren.

Das Grünbuch diskutiert die bekannten Werkzeuge der Marktregulierung, wie Steuern zur Dämpfung der Nachfrage oder Beihilfen zur Einführung neuer Techniken. Eher überraschend ist die recht nüchterne Betrachtung der Kernenergie; auch die Option Kernfusion wird als Lösung diskutiert. Grünbücher wie das vorliegende liefern nur wenig neue Einsichten. Letztlich wäre es wichtig, wenn die Energiediskussion nicht - wie bisher - nach der nächsten Ölpreissenkung wieder im Sande verliefe. Energiepolitik sollte nicht von der Not der Stunde allein geprägt sein. Etwas Voraussicht auf die langfristigen Belange einer sicheren und sauberen Energieversorgung wäre auch bei moderaten Ölpreisen wünschenswert.

ham

 

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