Deutsche Emissionen
Der diesjährige Ausstoß an Treibhausgasen wird voraussichtlich rund 47 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente höher ausfallen als im Vorjahr. Damit stünde die Bundesrepublik vor dem größten Anstieg seit 1990, dem Referenzjahr, an dem der internationale Klimaschutz gemessen wird. Das prognostiziert die Denkfabrik Agora Energiewende nach einer Analyse der Emissionsdaten des ersten Halbjahrs.
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Die weltweite Stromnachfrage dürfte 2021 um fast fünf Prozent steigen (Grafik: Agora Energiewende)
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Demnach lägen die Emissionen 2021 nur noch um 37 Prozent unter dem Niveau von 1990, ein deutlicher Rückschritt hinter die 2020 erzielten gut 40 Prozent. Dieser vermeintliche Erfolg sei, so Agora-Direktor Dr. Patrick Graichen, kein wirksamer Klimaschutz gewesen, sondern eine durch Corona und Sondereffekte bedingte Eintagsfliege.
Das zu erwartende Emissionsplus aus der Energiewirtschaft schätzt Agora auf etwa 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente – wegen verstärkten Einsatzes von Kohlekraftwerken bei sich erholender Stromnachfrage. Durchschnittliche Windverhältnisse im ersten Halbjahr 2021 brachten zudem weniger Windstrom als im besonders ertragreichen Vorjahr. Auch im Gebäudesektor sei nach dem langen, kalten Winter mit höheren Emissionen zu rechnen, desgleichen im sich normalisierenden Verkehr und in der hochfahrenden industriellen Produktion.
Sollten sich die Abschätzungen bestätigen und die beschlossenen Minderungsziele in den Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr 2021 tatsächlich verfehlt werden, dann verpflichtet das neue Klimaschutzgesetz die Bundesregierung zu einem Sofortprogramm, das dem Emissionsanstieg entgegenwirkt.