Klimawandel in Deutschland spürbar
Auch in diesem Jahr haben Wissenschaftler wieder dazu aufgerufen, bundesweit Stechmücken für die Forschung zu fangen und einzuschicken – als Material für den deutschen „Mückenatlas“, an dem das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg und das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems seit 2012 arbeiten. Zwei in Deutschland neue Arten, die Asiatische Busch- und die Asiatische Tigermücke, haben sie so bereits aufgespürt.
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Die Anzahl der „heißen Tage“ in Deutschland ist gestiegen (Grafik: UBA)
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Das Einwandern der wärmeliebenden Tigermücke, die schwere Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber übertragen kann, könnte ein Indikator sein für das sich ändernde Klima. Zusammen mit vielen weiteren Anzeichen taucht die Mücke daher auch im Monitoring-Bericht „Zur deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ der Bundesregierung auf. Anhand von Messdaten aus verschiedensten Bereichen – von der Gesundheit über Landwirtschaft und Bauwesen bis zu Energie- und Finanzwirtschaft – beschreibt er, welche Veränderungen durch den Klimawandel sich heute schon feststellen lassen und welche Gegenmittel möglich sind.
Höhere Temperaturen im Sommer, feuchtere Winter und häufigere Wetterextreme – Trockenheit, Stürme, Starkregen und Hagel – haben vielfältige Folgen: In der Energiewirtschaft noch gut erinnerlich sind die langen heißen Sommer 2003 und 2006, als einige Kohle- und Kernkraftwerke ihre Stromproduktion drosseln mussten, weil zu wenig Kühlwasser verfügbar war. Auch erneuerbare Energien könnte es künftig treffen – mit stärker schwankendem Windstrom oder sinkendem Wirkungsgrad von Photovoltaik-Anlagen, weil deren Nutzeffekt bei höheren Temperaturen etwas abnimmt.
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Asiatische Tigermücke (Foto: James Gathany, CDC) |
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Der Bericht spricht zahlreiche weitere Veränderungen an: Großstädte im Hitzestress, wärmere Seen, steigende Meeresspiegel in Nord- und Ostsee sowie Ertragseinbußen in der Landwirtschaft. Er sieht ebenso Versicherer und Kreditinstitute wie die biologische Vielfalt und nicht zuletzt die menschliche Gesundheit von den Risiken des Klimawandels bedroht.
Zu den ersten Maßnahmen, sich dem veränderten Wetter anzupassen, zählt ein neues Warnsystem, mit dem sich Pflegeeinrichtungen auf heiße Sommer einstellen können. In der Landwirtschaft werden neue Pflanzensorten erprobt, die Trockenphasen besser vertragen. Herausforderungen warten beim Hochwasser- und Küstenschutz, dem klimagerechten Städtebau oder dem Überwachen einwandernder Pflanzen- und Tierarten.
Der Monitoring-Bericht wurde vom „Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung“ im Umweltbundesamt zusammen mit Experten aus Bund, Ländern, Wissenschaft und Wirtschaft erarbeitet. „Wir können den Klimawandel nicht mehr aufhalten“, meint Maria Krautzberger, die Präsidentin des Umweltbundesamtes: „Selbst wenn wir in diesem Moment alle Treibhausgasemissionen auf null reduzieren, würde sich das Klima für hunderte Jahre weiter ändern.“ Deshalb soll der Bericht alle vier Jahre aktualisiert werden, um die Entwicklungen zu beobachten.
bal