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Ausgabe 02/2015
Wasserkraft

Strom aus dem Meer     

Ende April wurde in Brest die Unterwasser-Turbine Sabella D10 vorgestellt, die von diesem Sommer an die bretonische Insel Oussant mit elektrischem Strom versorgen soll. Die 15 Meter hohe Turbine mit ihrem 10 Meter großen Rotor wird von den Meeresströmungen angetrieben und erzeugt daraus Strom. Je nach Strömungsgeschwindigkeit liefert sie zwischen 500 Kilowatt und einem Megawatt elektrische Leistung. Ende Juni wurde die 300 Tonnen schwere Turbine am Meeresboden in der gut 50 Meter tiefen Passage de Fromveur installiert. Im Juli soll sie mit dem Stromnetz verbunden werden, so ein Sprecher von Sabella, dem Unternehmen das die Turbine und das Projekt entwickelt.


Die Turbine Sabella D10 soll die die bretonische Insel Oussant mit Strom versorgen
(Foto: Sabella)

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Die Passage de Fromveur zwischen Oussant und der Nachbarinsel Molene ist bekannt für ihre starken Strömungen. Bereits Ende Mai wurde das Seekabel verlegt, das die Turbine mit dem Stromnetz von Oussant verbinden wird. Oussant ist heute nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen sondern versorgt sich über einen Generator. Ab Juli wird der Gezeitenstrom der neuen Turbine in etwa ein Viertel des Bedarfs der gut 800 Inselbewohner stillen. 2019 will Sabella an dieser Stelle zwei Turbinen mit je 15 Metern Rotordurchmesser installieren. Dann können rund 60 Prozent des Energiebedarfs der Insel mit Gezeitenstrom gedeckt werden.

Gute Standorte in Europa
Kraftwerke, die mit Unterwasserturbinen aus den Meeresströmungen der Gezeiten Energie gewinnen, werden derzeit an mehreren Stellen in Europa entwickelt. Das vermutlich höchste Potential zur Stromerzeugung liegt im Meeresgebiet zwischen den Orkney-Inseln und dem schottischen Festland. Dort wurde das European Marine Energy Centre ausgewiesen, das mehreren Firmen als Testgelände für die Weiterentwicklung ihrer Technologien dient (siehe Energie-Perspektiven 3/2014). Ebenfalls gute Bedingungen herrschen im Ärmelkanal und an der Atlantikküste, weshalb auch Frankreich ein hohes Potential für die Nutzung von Gezeitenenergie hat. Schon seit 1967 liefert das Gezeitenkraftwerk La Rance Strom in das französische Netz. Lange Zeit war es mit 240 Megawatt installierter Leistung das größte Gezeitenkraftwerk der Welt. Seit 2011 hält das südkoreanische Kraftwerk Sihwa-ho mit 254 Megawatt Leistung den Rekord. Anders als die Anlage vor Oussant und die Projekte rund um Orkney, deren Turbinen frei auf dem Meeresboden stehen, nutzen La Rance und Sihwa-ho Staumauern, in denen die Turbinen installiert sind.


16 Turbinen sollen in diesen künstlichen Staudamm  eingebaut werden (Foto: Tidal Lagoon Swansea Bay Plc)
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Künstliche Lagune vor Wales
Auf einem ähnlichen Konzept beruht das britische Projekt Tidal Lagoon in der Bucht von Swansea in Wales. Ein 9,5 Kilometer langer Staudamm soll eine künstliche Lagune schaffen, in die bei Flut Meerwasser durch die in der Mauer installierten Turbinen hinein und bei Ebbe wieder hinaus fließt. 16 bidirektional arbeitende Turbinen sind in der Staumauer geplant, rund 320 Megawatt elektrische Energie sollen sie erzeugen. Nach Angaben des britischen Unternehmens Tidal Lagoon Power soll das Kraftwerk 155.000 Haushalte mit Strom versorgen. Swansea selbst hat 105.000 Haushalte, die gesamte Bucht kommt in etwa auf 173.000, so dass das Kraftwerk rund 90 Prozent des örtlichen Strombedarfs stillen könnte. Im Juni hat das Projekt einen wichtigen Meilenstein genommen und die Genehmigung der britischen Regierung erhalten. Sobald die noch ausstehende Lizenz der walisischen Regierung vorliegt, können die Planungen starten. Der Beginn der Bauarbeiten ist laut einer Sprecherin von Tidal Lagoon Power für Frühjahr 2016 geplant, der erste Strom kann 2019 fließen.

Christine Rüth