Menschengemachte Unwetter
Zahlreiche Simulationen am Computer kommen zum gleichen Ergebnis: Die deutliche Zunahme starker Niederschläge auf der nördlichen Halbkugel lässt sich am besten mit der Wirkung der vom Menschen freigesetzten Treibhausgase erklären. Eine Forschergruppe um Seung-Ki Min präsentierte im Journal „Nature“ nun Belege für den prognostizierten Zusammenhang.
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Mit dem Klimawandel werden auch hierzulande extreme Wetterereignisse zunehmen (Foto: BilderBox)
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Die Gruppe von der Climate Research Division im kanadischen Toronto wählte für ihre Studie den Zeitraum von 1951 bis 1999. In der nördlichen Hemisphäre ermittelte das Team für zahlreiche Orte und für jedes Jahr zwei Werte – für den höchsten Niederschlag eines einzigen Tages in jedem Jahr und für die Niederschlagsmenge des wasserreichsten Fünf-Tages-Zeitraums. Für solche Untersuchungen stehen die Daten zahlreicher Wetterstationen bereit, die seit Jahrzehnten oder sogar seit Jahrhunderten sorgfältig dokumentieren.
Derart ausgestattet ließen Min und Kollegen ihre Computer an zahlreichen Klimamodellen rechnen. Zunächst sollten diese Programme nur den Einfluss des Menschen aufs Klima berücksichtigen – also seine seit rund 150 Jahren in großen Mengen freigesetzten Treibhausgase, in einem zweiten Anlauf zusätzlich die natürlichen Einflüsse. Das Ergebnis sind Weltkarten, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten starker Niederschläge zeigen. Einer der Mechanismen dahinter: Steigende Temperaturen sorgen für wärmere Luft und die kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen – für jedes Grad Celsius bis zu sieben Prozent.
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Relative Änderung der Sommerniederschläge von 2071 bis 2100 im Vergleich mit den Jahren 1961 bis 1990 (Grafik: Remo/UBA/MPI) |
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Die Karten aus dem Computer lassen sich dann mit jenen Karten vergleichen, die tatsächlich gemessene Niederschläge von 1951 bis 1999 verzeichnen. Dabei stellte sich heraus: Das berechnete Niederschlagsmuster auf Grundlage der zivilisatorischen Treibhausgasemissionen deckte sich bestens mit der Karte der tatsächlich dokumentierten Starkniederschläge. Das Team gibt sich überzeugt: „Nach unserem Wissen ist dies der erste Nachweis des menschlichen Beitrags zur beobachteten Intensivierung extremer Niederschläge.“
Auch Deutschland wird der globale Klimawandel unausweichlich erfassen, so die Vorhersage des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, und die Temperaturen bis zum Jahr 2100 je nach Szenario um bis zu vier Grad Celsius steigen lassen. Spätestens zur Mitte des Jahrhunderts muss sich Deutschland auf die Zunahme extremer Wetterereignisse wie starke Sommergewitter oder längere Trockenperioden einstellen. Die Prognose beruht auf einem detaillierten Klimamodell. Es sagt zunehmende sommerliche Starkniederschläge und Gewitter voraus, zum Beispiel im Einzugsbereich der Elbe, zudem doppelt so viele ein- und zweiwöchige Niedrigwässer am Rhein. Auch lange Hitzeperioden wie zuletzt im Jahr 2003 würden künftig wahrscheinlicher – Extremereignisse, auf die man sich vorbeugend vorbereiten sollte.
dpa/fwt
Literatur:
Seung-Ki Min, Xuebin Zhang, Francis W. Zwiers, Gabriele C. Hegerl: Human contribution to more-intense precipitation extremes. In: Nature, Vol. 470, Seite 378-381, 17 Februar 2011, DOI: 10.1038/nature09763