Mit dem Fertigstellen der ersten beiden Halbmodule der Fusionsanlage Wendelstein 7-X erreichte der stufenweise Zusammenbau des Großexperiments im Greifswalder Teilinstitut des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik den ersten Meilenstein: Zwei Zehntel des inneren Kerns der Anlage sind nun fertig.
Teil des Außengefäßes (Foto: IPP, Wolfgang Filser)
In zwei Vormontageständen war dazu jeweils ein Teil des Plasmagefäßes hinein gehoben und je eine der sechs Tonnen schweren Magnetspulen mit einem Spezialgreifer über nur Millimeter breite Zwischenräume auf das Gefäß gefädelt worden. Jeweils ein zweiter Plasmagefäß-Sektor wurde angeschweißt und die Wärmeisolation an den Nahtstellen vervollständigt. Diese Superisolation trennt später die tiefkalten supraleitenden Magnetspulen von ihrer warmen Umgebung. Auf jedem Gefäßstück folgten weitere sechs Magnetspulen, die exakt ausgerichtet und mit ihrem Traggerüst verschraubt wurden. Ende Februar war der erste Montage-Meilenstein plangemäß erreicht: Die beiden Halbmodule konnten zum Zusammenbau nebeneinander in den dritten Montagestand gehoben werden. Ein halbes Jahr wird es dauern, bis hier alle Verbindungen für Strom und Kühlmittel geschlossen sind. Projektleiter Professor Thomas Klinger: „In rund sechs Jahren sollen dann fünf dieser komplexen Module fertig gestellt und in der Experimentierhalle kreisförmig zusammengesetzt sein.“
Abgeschlossen ist die Fertigung der supraleitenden Magnetspulen (Foto: IPP, André Künzelmann)
Ein Fusionskraftwerk soll ähnlich wie die Sonne aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie gewinnen. Um das Fusionsfeuer zu zünden, muss der Brennstoff – ein Wasserstoffplasma – in Magnetfeldern eingeschlossen und auf Temperaturen über 100 Millionen Grad aufgeheizt werden. Wendelstein 7-X wird nach der Fertigstellung die weltweit größte Anlage des Bautyps „Stellarator“ sein: Mit bis zu 30 Minuten langen Plasma-Entladungen soll sie deren wesentliche Eigenschaft vorführen, den Dauerbetrieb. Von den in Japan, Spanien und den USA betriebenen Stellaratoren unterscheidet sich Wendelstein 7-X durch das auf die späteren Kraftwerkserfordernisse hin optimierte Magnetfeld. Thomas Klinger: „Der internationale Testreaktor ITER, dessen Aufbau im südfranzösischen Cadarache demnächst beginnen wird, ist vom alternativen Typ ‚Tokamak’. Wenn Wendelstein 7-X unsere Erwartungen erfüllt, dann könnte das auf ITER folgende Demonstrationskraftwerk auch ein Stellarator sein.“