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Ausgabe 04/2007
Biomasse

Zündstoff Holz

Holz ist ein klimaneutraler Brennstoff: Beim Verfeuern wird nur soviel Kohlendioxid frei, wie die Bäume beim Wachsen aufgenommen haben. Die heute knapp sechs Prozent, mit denen erneuerbare Energien zum deutschen Wärmemarkt beitragen, werden hauptsächlich von Holz gedeckt. Und die Tendenz steigt an: Die hohen Ölpreise ließen in den letzten Jahren die Nachfrage nach Brennholz und den Absatz von Kaminöfen, Holzkesseln und Pellet-Heizungen kräftig wachsen. Um klimaschonende Technologien stärker im Wärmemarkt zu platzieren, hat das Bundesumweltministerium zudem kürzlich die Investitionskosten-Zuschüsse für bestimmte Holzheizungen um 50 Prozent erhöht.


Scheitholz, Brenn­stoff für mittlerweile mehr als 15 Millionen Holzfeuerungs-anlagen (Foto: Holzabsatzfonds)

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„Subventionen zur Holzverbrennung gefährden tausende von Arbeitsplätzen“ mahnte prompt der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie VHI und fordert den Stopp des Marktanreizprogramms: Immer mehr Holz werde verbrannt und fehle damit der Industrie. Die Förderung führe zu weiterer Rohstoffverknappung und ließe die Kosten für Möbel, Bauprodukte und Papiererzeugnisse steigen. Dabei sei die Wertschöpfung bei der Weiterverarbeitung von Holz acht mal höher als beim bloßen Verbrennen, der Beschäftigungsfaktor sogar 13 mal höher, schimpft VHI-Geschäftsführer Dr. Peter Sauerwein, die staatliche Förderung der Holzfeuer also "volkswirtschaftlich und ökologisch unsinnig". Während man in der Branche bereits von unrentabel gewordenen Betrieben spricht, die angesichts der marktverzerrenden Subventionen vor der Schließung stehen oder ihre Produktion ins Ausland verlagern, weist man bei der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) auf die in der Vergangenheit chronisch niedrigen Holzpreise hin und auf das Ziel der Bundesregierung – 14 Prozent Erneuerbare im Wärmemarkt bis 2020.


70 Prozent der 2006 in Deutschland verbrauchten Erneuerbaren Energien stammen aus Biomasse (Grafik: IPP)
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Die möglichen Erntemengen des knapp gewordenen Rohstoffs hat Professor Udo Mantau vom „Zentrum Holzwirtschaft“ der Universität Hamburg bilanziert: Heute werden von den jährlich rund 80 Millionen Kubikmetern nachhaltig nutzbaren Holzzuwachses in deutschen Wäldern rund ein Drittel energetisch, zwei Drittel in der Holzindustrie genutzt. Um 20 Prozent könne man den Einschlag noch bequem erhöhen, mengenmäßig sei der heutige Bedarf also zu decken. Für größere Verbrauchssteigerungen gäbe es jedoch keine Reserve. Selbst bisher ungenutzte Baumteile wie Derbholz und Reisig könnten lediglich 12 Millionen Kubikmeter Brennmaterial zusätzlich beitragen – „sicher nicht die Menge, mit der das Ölzeitalter abgelöst werden kann“, meint Udo Mantau.


Schnellwuchs-plantage (Foto: Dieter Murach, DENDROM)

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Neue Potenziale böten Energieholzplantagen auf bisherigem Ackerland, in denen schnell wachsende Bäume wie Pappel oder Weide alle drei Jahre abgeerntet werden – eine bislang allerdings von den Bauern nicht geliebte Anbauweise. Sehr optimistisch geschätzt, könnten die heutigen Stilllegungsflächen rund 10 Millionen Kubikmeter Brennholz liefern, so Udo Mantau: „Das würde zwar helfen, reicht aber für die ambitionierten politischen Ziele nicht aus“. Auf europäischer Ebene sei das Missverhältnis zwischen den im „Aktionsplan Biomasse“ der EU-Kommission formulierten Zielen und den verfügbaren Potenzialen noch krasser.


Holzernte in einer Schnellwuchs-plantage (Foto: Dieter Murach, DENDROM)
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Bis 2020 könnten sich die nicht für Nahrungsmittel benötigten Flächen aber gut verdoppeln, meint Dr. Hermann Hansen von der FNR. Unklar sei jedoch, ob und welche nachwachsenden Rohstoffe dann angebaut würden. Die Fachagentur hat in ihren Forschungsprojekten neben den Chancen durchaus auch die Risiken verstärkter Flächennutzung für Energiepflanzen im Blick und will mögliche Nutzungskonkurrenzen sowie Anbau-Folgen genauer analysieren.


Holz-Pellets: Brennmaterial für die heute rund 70.000 Pellet-Öfen in Deutschland (Foto: Holzabsatzfonds)

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Unabhängig davon, wie es produziert wird – nur richtig verwendet, ist Holz ein umweltfreundlicher Brennstoff: Heute wird er zu ungefähr gleichen Teilen in Biomasseheizwerken sowie in privaten Haushalten verbraucht, wo es hauptsächlich als Scheitholz in Kamin- und Kachelöfen verfeuert wird. Die meisten dieser inzwischen rund 15 Millionen kleinen Holzfeuer in Deutschland stoßen jedoch gefährliche Luftschadstoffe aus. Laut Umweltbundesamt (UBA) erzeugen sie jährlich so viel Feinstaub wie alle Autos und Lastwagen auf deutschen Straßen zusammen. Die Imissionsschutz-Verordnung aus dem Jahr 1988 wird daher zurzeit geändert, hin zu drastisch strengeren Grenzwerten. Anlagen, die dem aktuellen Stand der Technik entsprechen, zum Beispiel mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnete Pelletfeuerungen, werden auch den verschärften Grenzwerten genügen. Allerdings: „Besonders emissionsarm“ sind selbst diese nur im Vergleich zu anderen Holzheizungen. Moderne Gas- und Ölbrenner vergleichbarer Größe haben deutlich niedrigere Feinstaub-Emissionen, so das UBA. Die technische Entwicklung sei hier jedoch noch nicht am Ende angelangt – und klimafreundlicher als Öl und Gas ist Holz aus der Region auf jeden Fall.

imi