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Ausgabe 04/2004
Biomasse

Strom im Kleinen

Biomasse gehört zu den Hoffnungsträgern für umweltfreundliche Energieversorgung. Doch während in Großanlagen aus Biomasse Strom und Wärme gewonnen wird, erzeugt man in Kleinanlagen fast ausschließlich Wärme. Stromerzeugung wäre hier nicht wirtschaftlich. Andererseits ist Strom aber die bei weitem wertvollere Energieform. Und kleine Anlagen kämen einer dezentralen Energiegewinnung entgegen, die wegen der hohen Transportkosten für Biomasse am günstigsten ist.

Kleindampfturbine (Foto: TU Dresden) Bild vergrößern
Für dieses Dilemma könnte die Technische Universität Dresden mit ihren Projektpartnern Kühnle, Kopp & Kausch, RWE Solutions Piller und Stadtwerke Dresden eine Lösung gefunden haben. Wissenschaftler des Instituts für Energietechnik und des Elektrotechnischen Institutes haben eine spezielle Dampfturbine für kleine Anlagen entwickelt. Ohne das sonst übliche mechanische Getriebe ist sie direkt an einen elektrischen Generator gekoppelt. Anders konventionelle Anlagen: Hier treibt Wasserdampf – der durch Verbrennen der Biomasse aus Wasser erzeugt wurde – eine Turbine an. Diese wiederum setzt über ein Getriebe einen Generator in Bewegung, der Strom erzeugt. Das Getriebe übersetzt die hohe Drehzahl der Turbine – bei einer Leistung von 500 Kilowatt wären dies 20.000 Umdrehungen pro Minute – auf die niedrige Drehzahl des Generators – 1500 Umdrehungen pro Minute für die gewünschte Wechselstromfrequenz von 50 Hertz.

Da die günstigste Drehzahl einer Turbine um so höher liegt, je kleiner deren Leistung ist, sind für geringe Leistungen sehr große Getriebe nötig, deutlich umfangreicher als die Turbine selbst. Auch ein Generator ist um so größer, je langsamer er laufen soll. Alles in Allem ist mit der kleinen Leistung also ein hoher Material- und Raumbedarf verbunden, der die Anlagen unwirtschaftlich macht. „Solche Anlagen müssen deshalb ganz anders gebaut werden“ erklärt Dipl.-Ing. Jens Hampel vom Institut für Energietechnik der Technischen Universität Dresden: „In unserer Anlage ist die Turbine ohne Getriebe direkt mit dem Generator gekoppelt, beide drehen sich mit 16.000 bis 20.000 Umdrehungen pro Minute. Der erzeugte Strom von 533 bis 666 Hertz wird dann durch einen elektronischen Umrichter auf die gewünschten 50 Hertz gebracht.“ Ergebnis ist eine kleine und kompakte Anlage, deren Kosten entsprechend niedriger liegen. Da zudem ihre Drehzahl variabel ist, steigt auch der Wirkungsgrad im Teillastbetrieb um bis zu zwei Prozent.

Ende Oktober begann in einem Heizwerk der Dresdener Stadtwerke die Testphase des 400 Kilowatt-Prototyps, in der seine Alltagstauglichkeit geprüft wird. Die beteiligten industriellen Projektpartner widmen sich inzwischen bereits dem nächsten Schritt, dem Entwurf eines vermarktungsfähigen Produkts. Neben der Verstromung von Biomasse könnte die Technologie auch für die Abgasnutzung aus großen Dieselmotoren und Gasentspannungsturbinen genutzt werden.

imi