aktuell themen archiv links abo download impressum
    Suche
 
 
 
Ausgabe 01/2003
Wasserkraft

Stromengpässe in Norwegen und Brasilien

Wasserkraft deckt 99 Prozent des norwegischen Stromverbrauchs. Da die Energie billig und umweltfreundlich ist, sieht man keinen Grund zum Sparen: Die Norweger haben den weltweit höchsten Stromverbrauch. So heizt man in Norwegen überwiegend mit Strom; das Licht wird auch während der Nacht nicht immer ausgeschaltet – bisher jedenfalls.

Der letzte Sommer in Norwegen war jedoch ungewöhnlich heiß und trocken; die Stauseen begannen auszutrocknen. Trotzdem exportierten die Energiekonzerne weiterhin Strom aus Wasserkraft. Im Winter fehlte den Kraftwerken dann das Wasser – exorbitante Strompreiserhöhungen bis zu 85 Prozent waren die Folge. Die Preise werden sich, so die Zeitung Aftenposten, wohl auch im Laufe des Jahres nicht normalisieren. Da das Land nicht auf andere Stromquellen ausweichen kann, riet Energieminister Einar Steensnäs den Norwegern zum Energiesparen: Sie sollten die Thermostaten herunter drehen, mit Holz heizen und nachts in den Büros das Licht löschen.

Noch ärger traf es vor zwei Jahren Brasilien: Nach Sonnenuntergang war es dunkel in den Straßen von Rio de Janeiro. Das südamerika­nische Land gewinnt – hierin nur von Norwegen übertroffen – 90 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft. Um die Jahrtausendwende erlebte Brasilien jedoch einige der regenärmsten Winter seit Jahrzehnten. Die Folge war 2001 eine dramatische Energiekrise. In Alternativen hat der Staat – Monopolist bei der Stromerzeugung – nicht genügend investiert: Von einst 49 geplanten Wärmekraftwerken wurden nur neun realisiert. Um den völligen Zusammenbruch der Stromversorgung zu verhindern, verordnete die Regierung bis März 2002 drastische Sparmaßnahmen: Private Haushalte und Industrie mussten ihren Stromverbrauch um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr reduzieren. Wer das nicht schaffte, musste zahlen oder wurde vom Netz getrennt. Erst eine ergiebige Regenzeit beendete die Krise. Investitionen von mehr als 12 Milliarden Euro seien nötig, so schätzte die Regierung, um die Stromversorgung durch Nutzung anderer Quellen zuverlässiger zu machen.

imi