Die Crux mit dem Süßwasser
Erik Salas und Daniel Busche arbeiten 6500 Kilometer voneinander entfernt und haben ein gemeinsames Problem. Die beiden Entwicklungshelfer sollen beim Umgang mit Wasser helfen. Dennoch könnten ihre Aufgaben kaum unterschiedlicher sein: Salas soll Menschen in Mosambik vor Überschwemmungen schützen, Busche kämpft in Jordanien gegen Trockenheit und Wassermangel.
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Die Erderwärmung könnte regionale Klimaextreme noch verschärfen. (Foto: Panthermedia)
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Salas, der für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet, bildet in Maputo, der Hauptstadt des südafrikanischen Landes, Helfer aus. Sie sollen bei Überschwemmungen die Bevölkerung schützen. Mosambik wird immer wieder von Wassermassen heimgesucht. 2013 kamen bei einer Flut Dutzende Menschen ums Leben, mehr als hunderttausend Menschen wurden obdachlos.
Tausende Kilometer nördlich hat Daniel Busche, ebenfalls GIZ-Mitarbeiter und Berater des jordanischen Wasserministeriums, andere Sorgen. Jordanien ist eine der wasserärmsten Regionen der Welt. Große Teile des Landes sind Wüste. Wasser werde rationiert und sei sehr teuer, sagt Busche: „Viele Familien geben einen Großteil ihres Geldes für Lebensmittel und Wasser aus“.
Der fortschreitende Klimawandel könnte diese Extreme verschärfen. Eher wasserarme Regionen werden tendenziell noch trockener, hochwassergefährdeten Gebieten drohen noch häufiger Überschwemmungen.
Dabei nimmt die Gesamtmenge an Süßwasser auf der Erde eher zu als ab, wie der Hydrologe Stefan Hagemann vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg erklärt. Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasser vor allem aus den Ozeanen speichern. Verdunstet Salzwasser, liegt es in der Atmosphäre als Süßwasser vor. „Es kann generell mehr Wasser abregnen“, sagt Hagemann. Dennoch bleiben viele Regionen auf der Strecke. Denn in heißen Gegenden verdunstet zwar in der wärmeren Atmosphäre mehr Wasser, es regnet aber oft woanders ab. Das liegt laut Hagemann unter anderem daran, dass für Regen eine Mindestfeuchtigkeit nötig ist. Über trockenen Gebieten sei die Luft oft nicht feucht genug. So geht dem Boden dringend gebrauchtes Süßwasser verloren, das in anderen Regionen als Niederschlag niedergeht.
Außerdem verschieben sich durch den Klimawandel die für viele Regionen wichtigen feuchten Luftmassen. Feuchtigkeit wird über große Luftströme transportiert, die sich über Tausende Kilometer erstrecken können. Diese Ströme entstehen, weil sich regionale Druck- und Temperaturunterschiede in der Atmosphäre auszugleichen suchen, erklärt Professor Klaus Dethloff, Leiter der Sektion Atmosphärische Zirkulationen des Alfred-Wegener-Instituts in Potsdam. Dabei werden riesige Luftmassen umgewälzt und feuchte sowie trockene Luft neu verteilt.
So erzeugt beispielsweise in Europa ein starker Druckanstieg zwischen Island und den Azoren eine starke Luftströmung vom Atlantik in Richtung Mitteleuropa. „Dann kommt natürlich viel feuchte Luft bei uns an“, sagt Dethloff. Die Folge seien verregnete Sommer und milde Winter. Würde dieser Druckunterschied kleiner, strömte statt der Atlantikbrise häufiger kalte und trockene Luft aus den polaren Breiten nach Mitteleuropa. Weniger Niederschläge wären die Folge.
Durch die Erderwärmung, so sein Kollege Hagemann, verlagern sich die Bahnen, auf denen die Stürme verlaufen, tendenziell von den Subtropen weg in Richtung der Pole. Daher gebe es zum Beispiel in Nordeuropa mehr Niederschlag. Subtropische Bereiche wie Zentralamerika, die südlichen Teile von Südamerika, Afrika oder Australien und der Mittelmeerraum, zu dem auch Jordanien gehört, müssten hingegen um Wasser bangen.
Eine Tendenz zu mehr Extremen beobachtet auch Erik Salas in Mosambik. Früher habe es nur alle 15 bis 20 Jahre eine schwere Überschwemmung gegeben. „In den vergangenen 15 Jahren ist das fast jährlich passiert.“
Valentin Frimmer