Studie zum Windstrom-Ausbau
Wie lässt sich der zentral auf See und dezentral an Land erzeugte Windstrom in das deutsche Verbundnetz integrieren? Eine hierzu vor zwei Jahren als Grundlage für eine langfristige Konzeption der Stromversorgung von der Deutschen Energie-Agentur Dena in Auftrag gegebene Studie „Energiewirtschaftliche Planung für die Netzintegration von Windenergie in Deutschland an Land und Offshore bis zum Jahr 2020“ wurde Ende Februar veröffentlicht.
Der von der Bundesregierung geplante Ausbau der Windenergie bis zum Jahr 2015 erhöht nach der Studie die Stromrechnung von Privathaushalten um etwa 16 Euro pro Jahr. Obwohl die Windräder dann 15 Prozent des in Deutschland benötigten Stroms erzeugten, könnte wegen der unzuverlässigen Winde nur auf rund drei Prozent der konventionellen Kraftwerksleistung verzichtet werden.
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Mit steigender Zahl von Windrädern auf hoher See muss auch das deutsche Leitungsnetz wachsen. (Foto: BilderBox) |
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„Es ist zwar ein ambitionierter Entwicklungsplan, aber wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist dies auch erreichbar“, sagte Dena-Chef Stephan Kohler bei der Vorstellung der Studie. Insgesamt betrügen die Kosten für den Ausbau der Leitungen vor allem für Windräder auf hoher See rund 1,1 Milliarden Euro bis 2015. Der Studie zufolge kann der Ausstoß von Kohlendioxid durch den Ersatz konventioneller Kraftwerke um zehn bis zwölf Prozent gesenkt werden und damit auch die Folgen des Ausstiegs aus der Atomenergie abgefangen werden. Allerdings ist diese Form der Kohlendioxid-Vermeidung teuer. Über die Kosten der Windenergie und des Ökostroms insgesamt ist seit längerem ein heftiger Streit zwischen Bundeswirtschafts- und Umweltministerium entbrannt, der auch die Veröffentlichung der Studie verzögert hatte. Die Dena steht unter Aufsicht beider Ministerien.
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Installierte Leistung des Kraftwerkparks im Jahr 2015 mit und ohne Ausbau der Windenergie- (Quelle: Dena) |
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Die Stromwirtschaft und das Wirtschaftsministerium betonen, dass vor allem die unregelmäßigen Winde es nötig machen, unwirtschaftlich viele Kraftwerke in Reserve zu halten. Laut Dena-Studie kann bei 37.000 Megawatt Wind-Leistung im Jahr 2015 nur auf 2200 Megawatt konventioneller Kraftwerk-Leistung verzichtet werden.
Neben der Wasserkraft ist Wind die in Deutschland mit Abstand wichtigste Form des Ökostroms. Derzeit beträgt der Anteil an der Stromerzeugung etwa fünf Prozent. Strom aus Sonne oder Biomasse kommt die Deutschen laut Studie erheblich teurer, so dass sich die Kosten für Ökostrom insgesamt im Jahr 2015 auf etwa 40 Euro pro Haushalt summieren würden. Die Einspeisung des Stroms ins Netz wird durch eine Umlage auf alle Stromverbraucher in Deutschland gefördert.
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Erneuerbare Energien von 2003 bis 2015 (Quelle: Dena) |
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Die Angaben über den Ausbau in der Studie schwanken allerdings, da sie verschiedene Szenarien etwa bezüglich der Preise für Öl und Kohle zu Grunde legen. Deutlich wird auch, dass die Kohlendioxid-Vermeidung durch Windanlagen teuer erkauft werden muss. Im Rahmen des Emissionshandels wird 2015 von einem Preis von 12,5 Euro pro Tonne Treibhausgas ausgegangen. Dem stehen Windenergie-Kosten von 41 bis 77 Euro gegenüber. Dena-Chef Kohler räumte ein: „Der Emissionshandel bietet keinen Anreiz zum Ausbau der Windenergie.“
Reuters
Nachtrag
An Erstellung und Finanzierung der Studie waren Windbranche, Energieversorger, die Kraftwerk- und Zuliefererindustrie sowie politische Vertreter gemeinsam beteiligt. Die Studie sollte ursprünglich die Bedingungen für die Netzintegration der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 untersuchen. Während der Bearbeitung wurde jedoch deutlich, so die Dena, dass zunächst nur Lösungen bis zu einem Anteil von rund 20 Prozent an der Stromerzeugung – 5 Prozent Offshore- und 7,5 Prozent Onshore-Wind sowie 7,5 Prozent andere Erneuerbare – erarbeitet werden können. Die nach 2015 geplante weitere Zunahme der räumlich konzentrierten Offshore-Wind-Leistung in Norddeutschland um 10.000 Megawatt erfordert laut Dena eine aufwändigere Untersuchung. Die Netzstudie wurde daher in zwei Teile aufgeteilt: Der nun vorliegende Teil I deckt den Zeitraum bis 2015 mit einem Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung von 20 Prozent ab. Der im Anschluss geplante Teil II wird den Zeitraum bis 2025 untersuchen.
red