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Ausgabe 04/2017
Fossile Energien

Die Kohle-Debatte       

Für die weltweite Stromversorgung ist Kohle der Energieträger Nummer eins. Sie deckt 40 Prozent des Weltstromverbrauchs, erzeugt dabei allerdings gewaltige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Im November haben Großbritannien und Kanada auf der Weltklima­konferenz in Bonn eine Anti-Kohle-Allianz vorgestellt, der sich über 20 Länder anschlossen, darunter Costa Rica, Dänemark, Fiji, Finnland, Frankreich, Italien, Mexiko, Neuseeland, die Niederlande, Österreich, Portugal und mehrere US-Bundesstaaten. Alle wollen sie die Kohleverstromung bis spätestens 2030 beenden.


Demonstration in  Bonn vor der Weltklimakonferenz
(Foto: Markus Feger, COP23-Demo)

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Deutschland ist dieser Allianz nicht beige­treten. Aber auch hierzulande wird heftig über den Kohleausstieg debattiert. Denn die deutschen Emissionen nehmen seit mehreren Jahren nicht mehr ab – trotz des Ausbaus der Erneuerbaren Energien, die inzwischen 30 Prozent am Strommix ausmachen. Für viele Umweltverbände ist der Kohleausstieg daher alternativlos. Er müsse deutlich vor 2030 gelingen, fordert zum Beispiel der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND. Nur ein rascher Ausstieg aus der Kohleverbrennung könne gewährleisten, die von Deutschland zugesagten Mengen an Treibhausgasen in der verein­bar­ten Zeit einzusparen, sagt auch das Deutsche Klima-Konsortium, ein Zusammenschluss führender Akteure der Klimaforschung. Damit die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte weltweite Klimastabilisierung gelinge, brauche es nationale Vorbilder wie Deutschland.


Der weltweite Kohleverbrauch im Jahr 2016
(Grafik: Statista)

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Widerspruch kommt zum Beispiel von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie: Den Ländern, die in Bonn den Ausstieg aus der Kohle beschlossen haben, tue das nicht weh, so die Gewerkschaft auf ihrer Website. Entweder seien sie stark auf Kernenergie fokussiert wie Frankreich, ver­fügten über große Gasvorkommen wie Kanada oder sie setzten auf neue techno­logische Ansätze wie die Abscheidung und unterirdische Lagerung von Kohlendioxid (CCS). Deutschland jedoch steige aus der Kernkraft aus und wolle zugleich die Kohle aufgeben, ohne heimische Rohstoffalternativen oder techno­lo­gische Innovationen wie CCS. Für den Erfolg der Energiewende werde Kohle und Gas auf absehbare Zeit als Brückentechnologie gebraucht: „Unbedachte Entscheidungen schaden den Menschen in Deutschland und helfen niemandem im Rest der Welt.“


Braunkohleabbau im Rheinland
(Foto: Panthermedia)

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Mit Blick auf die weltweite Entwicklung mahnte die Umweltorganisation Urgewald kürzlich, dass zurzeit in 62 Ländern mehr als 1600 neue Kohlekraftwerke geplant oder entwickelt würden – ein Plus von 43 Prozent oder 840 Gigawatt. Die auf www.coalexit.org veröffentlichte Datenbank listet die wichtigsten Kraftwerks-Entwickler auf: Chinesische Firmen stehen hinter knapp der Hälfte der Projekte. Das größte Unternehmen auf der Liste ist die indische National Thermal Power Corporation, die den Ausbau der Kohleverstromung in Indien und Bangladesch plant.  

imi