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Ausgabe 01/2009
Biosprit

Erst Marienkäfer, dann Soja

Biosprit ist bereits in Verruf geraten, weil er mit Nahrungspflanzen um Anbauflächen konkurriert. Nun kommt ein weiterer Nachteil hinzu: Weil die Landwirte in den USA mehr Mais für Biosprit anbauen und dabei die Marienkäfer dezimieren, haben Sojabauern einen Verlust von vielen Millionen Dollar hinnehmen müssen. Diese Resultate einer Gruppe von Insektenforschern um Douglas Landis von der Michigan State University in East Lansing zeigen, wie kompliziert das natürliche Zusammenspiel von Pflanzen und Insekten ist und wie folgenreich selbst scheinbar kleine Eingriffe des Menschen ausfallen können.


Marienkäfer vertilgen große Mengen an Blattläusen (Foto: Jon Sullivan, pdphoto.org)

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Die USA möchten mehr Treibstoff im eigenen Land gewinnen. Dafür lässt sich Mais zu Ethanol vergären, der dann herkömmlichem Treibstoff beigemischt wird. 2007 wurde in den USA auf einer Fläche von 37,9 Millionen Hektar Mais angebaut – 19 Prozent mehr als im Jahr zuvor, so Landis. Diese Zunahme ging vor allem auf Kosten der Fläche von Soja, das als Nahrungs- und Futtermittel genutzt wird. Landis und seine Kollegen belegen diesen Wandel für die vier von ihnen untersuchten Bundesstaaten Iowa, Michigan, Minnesota und Wisconsin.


Auf 37,9 Millionen Hektar wurde 2007 in den USA Mais angebaut (Grafik: BilderBox.com)
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Zugleich sammelten die Forscher Daten über die Zahl von Insekten, zu denen sowohl für den Menschen nützliche Tiere als auch Schädlinge zählen: wie die Sojabohnen-Blattlaus, das Hauptproblem der Sojabauern. Die profitieren davon, dass andere Insekten, besonders Marienkäfer, die Blattläuse fressen. Der stärkere Anbau von Mais änderte nun die Lebensumstände der Raubinsekten. Sie finden in Regionen mit großen Mais-Monokulturen schlechtere Bedingungen. Folglich gehen auch ihre Attacken auf die Sojaschädlinge zurück. Die Bauern müssen also entweder mehr spritzen oder Ernteeinbußen hinnehmen. In beiden Fällen verdienen sie weniger. Die kürzliche Zunahme des Mais-Anbaus habe die Leistung der Insekten um 24 Prozent verringert, schreibt Landis, und damit 58 Millionen Dollar Verlust verursacht. Die Forscher weisen darauf hin, dass Nutzinsekten auch andere Pflanzen schützten – und dass in den nächsten Jahren vermutlich deutlich mehr Energie-Mais als bislang angebaut werden wird.

dpa

Literatur:

Douglas A. Landis, Mary M. Gardiner, Wopke van der Werf, Scott M. Swinton: Increasing corn for biofuel production reduces biocontrol services in agricultural landscapes, in: Proceedings of the National Academy of Sciences, Band 105, Nr. 51, (2008), S. 20552- 20557.