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Ausgabe 02/2001
ITER-Standort

ITER-Prozess macht Fortschritte

Die Standortsuche für den geplanten Fusionstestreaktor ITER schreitet voran. Anfang Juni hat die kanadische Bundesregierung ein offizielles Standortangebot abgegeben: Clarington in der Provinz Ontario 60 Kilometer östlich von Toronto. Nach kanadischer Erwartung sollten die Verhandlungen mit den ITER-Partnern 2002 mit einem Abkommen zu Finanzierung und Bau von ITER in Kanada abgeschlossen werden. Die Großanlage ITER mit einem Investitionsvolumen von rund 3,7 Milliarden Euro wird gegenwärtig von den Fusionsprogrammen Europas (einschließlich Kanadas), Japans und Rußlands gemeinsam vorbereitet. ITER soll zeigen, dass Energiegewinnung durch Kernverschmelzung technisch möglich ist.

Das ITER-Gelände (Grafik: ITER) Bild vergrößern
Die kanadische Bewerbung kam nicht überraschend: Bereits vor rund einem Jahr hatte die von der Provinzregierung Ontarios sowie von zahlreichen Unternehmen, Gewerkschaften und Universitäten getragene Initiativgruppe "ITER Canada" Interesse an ITER bekundet und ein formales Standortangebot in Aussicht gestellt. Das nun den ITER-Partnern als Standort vorgeschlagene Clarington liegt 60 Kilometer östlich von Toronto am Nordufer des Ontario-Sees. Provinzregierung und umliegende Gemeinden, so ITER Canada, "kennen das ITER-Projekt seit vielen Jahren und unterstützen die Ansiedlung auf ihrem Gebiet". Die Ergebnisse einer Meinungsumfrage legten breite öffentliche Unterstützung des Vorhabens nahe. Die verlangte Infrastruktur sei bereits weitgehend vorhanden, ebenso geeignete Arbeitskräfte. Da die kanadische Gesetzgebung Fusionsanlagen bereits berücksichtige, sei die Genehmigung für ITER ohne aufwändige Ergänzung des geltenden Rechts möglich: "Wir sind überzeugt, dass ITER Canada in einer sehr starken Position steht, um das Projekt für unser Land zu gewinnen", erklärte der Vorsitzende der Initiativgruppe, Dr. Peter Barnard: "Als Gastgeber des ITER-Projekts würde Kanada zum weltweiten Exzellenz-Zentrum für High-Tech-Energieforschung. ITER wäre der größte "brain gain" in der Projektgeschichte Kanadas."

Standortbewerbungen werden jedoch ebenso aus Frankreich und Japan erwartet. Mitte Mai kam eine von der japanischen Regierung eingesetzte Kommission in ihrem Abschlussbericht zu dem Fazit, dass eine ITER-Ansiedlung erhebliche Vorteile für Japan brächte. "Drei Präfekturregierungen", erklärte anschließend der japanische Forschungsminister Koji Omi der Zeitung "Asahi", "haben Interesse bekundet, ITER zu beherbergen. Entsprechend der Empfehlung der ITER-Kommission werde ich diese Frage wohlwollend behandeln." Er wolle zudem so bald als möglich die USA besuchen, um auf deren Rückkehr zu der ITER-Zusammenarbeit hinzuwirken. Die USA hatten sich 1998 aus den ITER-Vorbereitungen zurückgezogen. In dem kürzlich von Vizepräsident Cheney herausgegebenen Nationalen Energie-Bericht werden jedoch auch die weltweiten Planungen für ITER erwähnt und als "Technologien der nächsten Generation" die Entwicklung von Wasserstofftechnologie und Fusion empfohlen.

imi