Kohle in den USA
Kohlegewinnungsland Nummer eins ist seit 1999 erstmals – vor dem bisherigen Rekordhalter China – die USA. Hier wurde im vergangenen Jahr mehr als ein Viertel der gesamten Weltproduktion gefördert und zwar zu 63 Prozent im Tagebau. Kohle ist damit für die Stromerzeugung der USA der preiswerteste und mit Abwichtigste Energieträger. Mehr als die Hälfte des amerikanischen Stroms entsteht in Kohlekraftwerken. Material für die insgesamt 77000 Beschäftigten des gänzlich in privater Hand liegenden Kohlebergbaus ist reichlich vorhanden: rund ein Fünftel der abbaufähigen Steinkohlereserven weltweit.
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Die Kohlelagerstätten der USA (Grafik: RWE Rheinbraun AG) |
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Begrenzend wirken allerdings Umweltvorschriften: Seit 1995 schränkt der "Federal Clean Air Act" zur Bekämpfung des sauren Regens den Schwefeldioxid-Ausstoß der Kohlekraftwerke erheblich ein. Um die Ausgaben für die Rauchgasentschwefelung niedrig zu halten, verlagerte sich die Kohleförderung daher mehr und mehr von den traditionellen Gruben im Osten der USA – im Illinois-Becken und den Appalachen – in den Westen, wo im Powder-River-Becken schwefelärmere Kohle gewonnen wird. Hier hat sich der Abbau seit 1980 verdoppelt. Im Januar 2000 tritt die zweite Stufe des Clean Air Acts in Kraft. Die Grenzen für die jährlichen Emissionen von Schwefel- und Stickoxiden werden nochmals gesenkt. Zugleich werden nun wesentlich mehr – über 2000 – auch kleine Anlagen erfasst. Wiederum dürften hiervon vor allem die Bergwerke im Osten betroffen sein.
Alle Anbieter gleichermaßen trifft jedoch die Klimavereinbarung des Kyoto-Protokolls von 1997, die von den Industrienationen eine nachhaltige Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen verlangt. Eine Ratifizierung des Protokolls würde Kohle für die Stromerzeugung erheblich verteuern. Dem wachsenden umweltpolitischen Druck will der Kohleausschuss des US-Energieministeriums durch eine technologieorientierte Strategie begegnen. Kohle als Teil des Brennstoffmixes sei "wesentliche Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliche Gesundheit, gesellschaftlichen Fortschritt und die Führungsrolle der USA in der Welt", heisst es in dem Ende 1998 veröffentlichten Bericht "Cole's role in achieving economic growth and environmental stability".
Um die Kohlenutzung umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten, hofft man, in ambitionierten Forschungsprojekten – zur effizienteren Kohleverstromung, -vergasung oder -verbrennung – in 15 Jahren ein nahezu abgasfreies Kohlekraftwerk entwickeln zu können. Das klimaschädliche Kohlendioxid soll aufgefangen und in den Ozean oder in erschöpfte Öl- und Gasfelder geleitet werden. Gefordert werden zudem der globale Handel mit Emmissionsminderungen sowie Gutschriften für frühzeitige Erfüllung der Kyoto-Auflagen, für Aufforstung und andere landwirtschaftliche Aktivitäten, die das klimaschädliche Kohlendioxid binden. Noch hat jedoch der amerikanische Senat das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert. Mancher Bergwerksvertreter mag hoffen, dass sich daran auch in Zukunft nichts ändert.
imi