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Ausgabe 03/2000 |
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Ausgabe 03/2000
Treibhauseffekt
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Kohlendioxid ist eines der populärsten Gase der letzten zwanzig Jahre: Die gemessenen Temperaturerhöhungen unserer Atmosphäre werden auf die vermehrte Emission des Gases zurückgeführt. Wenn auch diese These wissenschaftlich nicht unumstritten ist, ist der Zusammenhang zwischen Kohlendioxid und Erderwärmung politisch akzeptiert. National und international soll deshalb der Kohlendioxid-Ausstoß vermindert werden.
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SOFC-Brennstoffzelle und Gasturbine.
(Foto: Siemens)
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Siemens Westinghouse und Shell Hydrogen planen vor diesem Hintergrund ein Kraftwerk, das eine SOFC-Hochtemperatur-Brennstoffzelle (Solid Oxide Fuel Cell) mit der nachfolgenden Speicherung des erzeugten Kohlendioxids koppelt. Bei der chemischen Spaltung des Brennstoffs Methanol entsteht Kohlendioxid und Wasser. Das nahezu reine Kohlendioxid soll in ausgebeuteten Erdgas- oder Erdöl-Lagerstätten endgelagert werden.
Der auf der Weltklimakonferenz in Kyoto 1997 beschlossene weltweite Emissionshandel mit Kohlendioxid-Kontingenten schafft Voraussetzungen, die diese Einlagerung von Kohlendioxid ökonomisch werden lassen. Ist die emittierte Menge Kohlendioxid eines Staates geringer als das zugesprochene Kontingent, kann sie an andere Nationen verkauft werden.
Auch Michael Kosinowsky vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung ist der Meinung, dass eine Lagerung technisch möglich sei. „Wir forschen seit 20 Jahren auf diesem Gebiet. Zwanzig Milliarden Kubikmeter Erdgas wurden 1999 in Deutschland gefördert, Potenzial für eine inländische Einlagerung ist also vorhanden.“ Auf einem Erdgasfeld von mehr als zehn Quadratkilometern Größe wird dazu alle ein bis zwei Kilometer eine Bohrung niedergebracht. Die nach Erschöpfung des Feldes verfüllten Bohrlöcher müssen vor der Kohlendioxid-Einlagerung auf Dichtigkeit geprüft und eventuell neu mit Beton gefüllt werden.
„Pro Bohrung sind 800.000 bis 900.000 Mark zu veranschlagen“, so Kosinowski. Auch das Verflüssigen und Einpressen des Kohlendioxids kostet Energie. „Kumulierte Energiebilanzen müssen erst noch zeigen, dass das ganze lohnenswert ist“, so Dr. Manfred Fischedick, Wissenschaftlicher Koordinator für „Zukunftsenergien und Energieszenarien“ des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie.
In eine solche Energiebilanz spielt zum Beispiel mit hinein, ob das neue Kraftwerk in unmittelbarer Nähe eines Endlagers gebaut wird oder ob kostenintensive Pipelines installiert werden müssen. In 10 bis 30 Jahren sollen nach Planung der Firmen Siemens und Shell Brennstoffzell-Kraftwerke mit Leistungen von mehr als 10 Megawatt gebaut werden. Manfred Fischedick begrüßt die Idee der Kohlendioxid-Endlagerung, schränkt jedoch ein: „Die Kohlendioxid-Entsorgung darf nicht zur Legitimation für die unbesorgte weitere Nutzung fossiler Brennstoffe werden.“
pen
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